Handbuch der Fleischbeschau für Tierärzte, Aerzte und Richter / von Robert Ostertag.

Date:
1892
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Credit: Handbuch der Fleischbeschau für Tierärzte, Aerzte und Richter / von Robert Ostertag. Source: Wellcome Collection.

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    man auf diese Weise in den Stand gesetzt ist, einen ganz beträcht- lichen Teil nationalen Vermögens für die produzierende Landwirt- schaft zu retten und so den Verlust zu mildern, welcher der Land- wirtschaft durch die Beanstandung einzelner Organe und ganzer Tiere erwächst. Ausserdem kann das jetzt noch grösstenteils übliche Ver- fahren, die vom menschlichen Genüsse ausgeschlossenen Tiere und Teile den Abdeckereien zu überweisen, als eine befriedigende Lösung dieser Frage nicht angesehen werden. Denn erfahrungsgemäss bietet der Weg vom Schlachthause bis zur Abdeckerei und der Verbleib daselbst die mannigfachste Gelegenheit zu ünterschleifen mit ge- sundheitsschädlichem Fleische: Deshalb ist nachdrücklichst zu ver- langen, dass Abdeckereiprivilegien, wie sie noch in etlichen Teilen Preussens zu Recht bestehen, endlich abgelöst werden. Das Zwangs- und Bannrecht der Abdecker betriffl das Pubükandum vom 29. April 1772. Nach diesem ist jedermann verpflichtet, das beim Schlachten „unrein befundene Vieh (Schafe ausgenommen) dem Abdecker auszuliefern. Dass dieses Publikandum noch zu Recht besteht, hat jüngst das preussische Oberverwaltungsgericht in einem Erkenntnis vom 8. Oktober 1891 (III. 740) ausdrücklich betont und eine polizeiliche Verfügung als gesetzwidrig auf- gehoben, durch welche einem Fleischer untersagt war, ein trichinös befundenes Schwein dem Abdecker, dem ein Zwangsrecht auf das in seinem Distrikte beim Schlachten unrein befundene Vieh zustand, auszuliefern. Zugleich wurde aus- gesprochen, dass der Anspruch des Abdeckers auf Ablieferung unreinen Viehs nicht lediglich privatrechtlicher Natur sei. Denn bei der Anlage von Abdeckereien und ihrer Ausstattung mit Privilegien unter Begründung von Zwangsrechten sei neben andrem das Ziel verfolgt worden, durch die unter Kontrolle der Behörden gestellte FortschalFung der gefallenen und beim Schlachten krank befundenen Tiere die Gesundheitsgefahr zu mindern und die Einwohner vor Epidemien zu schützen. Gleichwohl muss heute das Zwangs- und Bannrecht der Ab- decker als ein hygienischer Anachronismus bezeichnet werden. Denn die Abdeckereien haben sich in vielen Fällen als zu der ihnen zugewiesenen Aufgabe nicht geeignet gezeigt. Von den zahlreichen Beispielen sei nur an die in den letzten Jahren erfolgten Bestra- fungen von Abdeckereigehilfen zu Berlin, des Abdeckers zu Hagen i. W. und des Abdeckereipersonals zu Breslau erinnert. Im letzt- angeführten Falle ist gerichtsseitig nachgewiesen worden, dass Jahre lang ein schwunghafter Handel mit dem Fleische finniger und'^trichinöser Schweine betrieben worden war, welcher erst zur Kenntnis der Behörden gelangte, als drei Personen infolge Genusses von Abdeckereifleisch an Trichinose erkrankten und zwei starben.