Die Pathologie und therapie der hereditären Syphilis : nach ihrem gegenwärtigen Standpunkte / dargestellt von Ludwig Fürth.

  • Fürth, Ludwig.
Date:
1879
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Credit: Die Pathologie und therapie der hereditären Syphilis : nach ihrem gegenwärtigen Standpunkte / dargestellt von Ludwig Fürth. Source: Wellcome Collection.

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    „Es gibt nur zwei Wege, auf denen die Syphilis sicli fortpflanzt; der eine ist der Weg der direkten Ansteckung durch ein primäres Ge- schwür, der andere ist der Weg der Uebertraguiig durch die Zeugung. Wenn also ein mit sekundären Symptomen behafteter Mann seine Frau ansteckt, so kann dies nur dadurch geschehen, dass er sie zur Mutter macht. Noch deutlicher spricht Abraham Colles , der seine darauf bezüg- lichen Bemerkungen in der Weise zusammenfasst : „Bevor ich daran gehe, mich über die Syphilis der Kinder auszu- sprechen, will ich eine Thatsache nicht übergehen, die sich mir mehr als 5- oder 6mal aufgedrängt, für die ich jedoch keinen Kommentar zu geben im Stande wäre, nämlich die, dass ein Mann, der eben geheiratet und frei von Syphilis scheint, seine Frau in der Art ansteckte, dass bei der- selben wenige Monate nach der Verheiratung, und zwar ohne alle Primär- erscheinungen und ohne irgend welche Sekretion aus den Genitalien sekundäre Erscheinungen auftraten. Obschon sich häufig Ulcera elevata an den Geschlechtstheilen der Frau zeigten, so litt doch der Mann durch diese selten; forscht man diesen aus, so gibt er zu , circa Jahre vor der Hochzeit sich angesteckt, mit Merkurialien behandeln lassen zu haben, und von allen Symptomen der Syphilis befreit vom Arzte als gebeilt erklärt worden zu sein. Unter solchen Umständen bleibt die Frau bis zum 7. und 8. Monate schwanger, um welche Zeit sie abortirt, ohne für den Abortus eine Veranlassung angeben zu können. Bisweilen kommt das Kind lebend zur Welt, aber nicht ohne deutliche Spuren der Syphilis, ist so schwach und mager, dass es nur wenige Stunden oder Tage am Leben bleibt. Dasselbe üble Verhängniss kann sich bei der zweiten, dritten und vielleicht noch vierten Schwangerschaft erneuern. CuiLLERiER 2), Arzt am Hopital de l'Ourcine, betheuert, nie beob- achtet zu haben, dass die Mutter eines Kindes, das mit Syphilis geboren wurde, oder post partum hereditär syphilitisch erkrankte, nicht auch deutliche Zeichen einer neueren oder älteren Syphilis dargeboten hatte. Desgleichen sah BouCHUT ^) die Mutter eines hereditär syphilitischen Kindes meist schon während der Gravidität luetisch werden. Die Kinder, von welchen CuiLLERiER und BouCHUT sprechen, werden doch nicht durchwegs von Müttern stammen, die selbst syphilitisch von einem gesunden Manne geschwängert wurden. HuTCHiiNSON*) sah ebenfalls die Mutter syphilitisch werden, erst wenn sie von ihrem latent syphilitischen Manne geschwängert worden und eine syphilitische Frucht geboren hat. liire Syphilis begann nie mit einem primären, sondern sogleich mit einem tertiären Affekt; nur in ') Practica] observations on the ne venereal disease etc. Lond. 1837. Archiv, gen. de med. Paris 1854. ^) Traite des malad, des enfants. 1861. Med. Times Lond. 1856.