Proportionslehre mit einem Kanon der Längen-, Breiten- und Profilmaase aller Theile des menschlichen Körpers : auf Grundlage der zuverlässigsten Messungen der vorzüglichsten Antiken / bearbeitet von J.J. Trost.

  • Trost, Johann J., 1789-1867.
Date:
1866
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Credit: Proportionslehre mit einem Kanon der Längen-, Breiten- und Profilmaase aller Theile des menschlichen Körpers : auf Grundlage der zuverlässigsten Messungen der vorzüglichsten Antiken / bearbeitet von J.J. Trost. Source: Wellcome Collection.

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    Darstellungen unter Naturgrösse hielten die Aegypter sich an bestimmte Verjüngungs- maase, indem man dem Cubitus, der in der festgesetzten Naturgrösse 6 Palmen lang war, nur eine Länge von 1 oder ll, 2, 2i, 3, 4, 4a oder 3 Palmen gab, und somit eine Verjüngung auf«, ?, g, iss, 3,1,4, s, das ist auf 2, 3, 4, 5, 6, 8, 9 oder 10 Zwölftel jener Naturgrösse erhielt. Bei kolossalen Statuen nahm man die Normalgrösse mehrfach, vier-, sechs-, zehn- bis zwölffach. Die Kolosse von Luxor haben sechsfache, der Koloss des Osymandias, die grösste ägyptische Statue, zwölffache Normalgrösse. Dass sie auch für jeden einzelnen Körpertheil festgesetzte Maase, oder einen Kanon hatten, geht aus Herodot’s Bericht hervor, der bei einem so regelrechten Volke allen Glauben verdient, dass nämlich Statuen, nach vorausgegangener Bestimmung ihrer Grösse, stückweise von verschiedenen Meistern an verschiedenen Orten gearbeitet, doch wie aus einer Hand hervorgegangen erschienen — was freilich mehr für technische, als für ideale Kunst spricht. Auch bei Bauwerken hielten sie nach Jomard an solche geregelte Maase und feste einfache Verhältnisse. Bei der grossen Pyramide von Memphis beträgt die Höhe der Dreiecke, welche die Seitenflächen bilden (das Apothem), 100 Körperlängen (Orgyien). Die Basis im Verhältnisse zu dieser Höhe wie 3:4 enthält 123 Körperlängen. Viele Theilmaase an dieser grössten Pyramide, sowie an den 3 anderen enthalten hievon aliquote Theile. — Wo nach Lepsius Vermuthung ursprüngliche Pyramidenbauten in späterer Zeit durch umkleidenden Anbau vergrössert wurden, konnten so geregelte Verhältnisse nicht beibehalten bleiben. Obzwar nicht zunächst hielier gehörig-, mögen folgende Bemerkungen dennoch eine Stelle finden, um zu beweisen, mit welcher Sorgfalt dieses merkwürdige Volk sein Maassystem überhaupt durchführte. Es gaben 100 Körperlängen auch das ägyptische Stadium. Dieses war gleich dem späteren olympischen der Griechen und Römer. — 10 Stadien oder 1000 Körperlängen gaben die ägyptische Meile, mit der noch die heutige Myl der Araber gleiche Grösse hat. Diese Meile oder 1000 Körperlängen stimmen wieder genau überein mit dem Maase einer Minute des mittleren ägyptischen Meridiangrades. Es beträgt die normale Körperlänge 1,847 Meter, die Minute des mittleren ägyptischen Meridiangrades 1847 Meter. Diese merkwürdige Uebereinstimmung brachte Jomard (in dessen Abhandlung „du Systeme metrique des anciens Egyptiens“, im 7. Bande der Description de V Egypte) zu der Vermuthung, dass in Aegypten schon in den ältesten Zeiten, lange vor Eratosthenes, und vor Errichtung der Pyramiden, bereits eine Gradmessung der Erde vorgenommen worden sei, und dass man, wegen der nahen Uebereinstimmung des tausendsten Theiles einer Minute mit der natürlichen Körperlänge, diese Länge in plastischen Darstellungen um ein wenig vergrössert, und als Normalmaas unter dem Namen Orgyie diesem tausendsten Theile gleich gesetzt habe. Sowie die Franzosen den zehnmillionsten Theil des Quadranten des Erd- meridians unter dem Namen Meter als Grundmaas festsetzten, hätten demnach die Aegypter den sechzigtausendsten Theil ihres mittleren Meridiangrades als Grundmaas, Orgyie, angenommen. Die Aegypter wären dann noch einen Schritt weiter gegangen, als die Franzosen, indem sie durch das oben erwähnte Festhalten an diesem Grundmaase in ihren Bild-und Bauwerken dasselbe zugleich für künftige Zeiten aufbewahrten. So beträgt die oben erwähnte Höhe der Dreiecke, welche die Seitenfläche der grossen Pyramide von Memphis bilden, ein Zehntel der Minute des mittleren ägyptischen Meridiangrades, der Umfang- an der Basis eine halbe Minute, und so sind die Haupt-