Die Cholera-Epidemie des Jahres 1873 in der Armee des ehemaligen Norddeutschen Bundes : im Auftrage der Kommission bearbeitet und veröffentlicht / von A. Mehlhausen. Die Cholera-Epidemie des Jahres 1873 im Königreich Württemberg, hauptsächlich in der Stadt Heilbronn, im Grossherzogthum Baden und Grossherzogthum Hessen : im Auftrage der Kommission bearbeitet und veröffentlicht / von Robert Volz.

  • Mehlhausen, A.
Date:
1877
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Credit: Die Cholera-Epidemie des Jahres 1873 in der Armee des ehemaligen Norddeutschen Bundes : im Auftrage der Kommission bearbeitet und veröffentlicht / von A. Mehlhausen. Die Cholera-Epidemie des Jahres 1873 im Königreich Württemberg, hauptsächlich in der Stadt Heilbronn, im Grossherzogthum Baden und Grossherzogthum Hessen : im Auftrage der Kommission bearbeitet und veröffentlicht / von Robert Volz. Source: Wellcome Collection.

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    gemeinschaftlichen Menagen. Der Dienst war zur Zeit der Epidemie bei allen Truppentheilen, in Folge der durch die Ausbildungsperiode gebotenen Vorübungen zum Manöver, ziemlich anstrengend. Das Manöver selbst unterblieb jedoch, um einer weiteren Verschleppung der Krankheit nicht Vor- schub zu leisten. Zum Wachtdieust kamen die Mannschaften jeden 6. bis 7. Tag heran, die Unter- offiziere nur alle 14 Tage. In Weichselmünde, woselbst ein aus den Infanterie-Regimentern der Garnison combinirtes, monatlich wechselndes Wachtcommando stationirt ist, zieht der Mann jeden 3. Tag auf Wache, ge- niesst dafür aber mannigfache Erleichterungen in allen sonstigen Diensteinrichtungen. Durch Verfügungen des General-Commandos, des General-Arztes, sowie des Commandanten wurde die sorgfältige Beobachtung der wichtigsten Erfordernisse der Sanitäts-Polizei in Bezug auf Quartier, Wacht- und Arrestlokale, Handwerkerstätten, sowie in Bezug auf Ernährung, Bekleidung, Trinkwasser und Abort wiederholt in Erinnerung gebracht, während Unteroffiziere und Mannschaften über die Noth Wendigkeit einer geregelten Lebensweise während der Epidemie, über die ersten Hilfsleistungen bei Erkrankten bis zur Ankunft des Arztes, über das Erforderniss schneller Desin- fection und Beseitigung der Ausleerungen u. s. w. instruirt wurden. Für die an Cholera erkrankten Soldaten warein besonderes Choleralazareth errichtet worden, in dem sich ein Lazarethgehilfe mit 2 Krankenwärtern der Wartung und PHege der Kranken unter- zog. Dieses Pflegepersonal blieb während der ganzen Epidemie gesund. In der Civilbevölkerung kamen, die Vorstädte eingerechnet, aber excl. Neufahrwasser, 115 Erkrankungen vor, von denen 68 tödtlich verliefen; in Neufahrwasser, das weder Wasserleitung noch Kanalisation besitzt, 89 Erkrankungen mit 40 Todesfällen. Hierzu kommen noch 110 Flösser, von denen 55 starben. Von der Militärbevölkeruug incl. Marine erkrankten 30 Mann und starben 9. Am 25. Juni wurde der erste Krankheitsfall constatirt, der letzte am 30. September. 3. Ostpreussisches Grenadier-Regiment No. 4. 1. und 2. Bataillon. Die beiden Bataillone liegen gemeinschaftlich mit dem ganzen Ostpreussischen Füsilier- Regiment No. 33 und einem Theil des Ostpreussischen Fuss-Artillerie-Regiments No. 1 in der Kaserne Wieben, einem der schönsten Bauwerke der Stadt. Dieselbe besteht aus 5 einzelnen Ge- bäuden, die in Form eines länglichen Vierecks um einen geräumigen Hof gruppirt sind. Die nörd- liche Seite dieses Vierecks ist frei und wird durch eine Mauer gegen die anstossende breite Strasse abgeschlossen. Nach S. und 0. grenzt dasselbe an grosse Plätze, im W. an eine enge Strasse. Die Mottlau ist ca. 200 Schritt entfernt. Der Untergrund ist morastig und musste erst durch starke Sandschüttungen und Betonisiruug für die Fundamente hergerichtet werden. Jedes der 5 Gebäude ist isolirt, — nur durch hohe eiserne Gitter mit Thoröffnungen mit den benachbarten ver- bunden — und besteht aus einem gewölbten Souterrain, enthaltend Küche, Vorrathskeller, Bade- anstalt und Speisesäle, und 3 von Mannschaften bewohnten Stockwerken. Das Souterrain ist trocken. Die Zimmer liegen nach aussen, sind hoch und hell und werden als Wohn- und Schlafräume benutzt. Nach der Hofseite befinden sich grosse, geräumige Corridore; besondere Ventilations-Vorrichtungen sind nicht vorhanden. Pissoir und Latrinen liegen an der, das Viereck im Norden begrenzenden Mauer und sind somit von den Wohngebäuden vollständig getrennt. Die Pissoirs sind mit Schiefer- platten, die beständig berieselt werden, ausgekleidet. Die Latrinen sind nach dem Aird5sehen Trogsystem eingerichtet. Dicht unter den Sitzöffnungen befindet sich ein grosser, halb mit Wasser gefüllter, eiserner Trog, in den die Excremente hineinfallen. Derselbe wird 2—3 Mal des Tages durch einen starken Wasserstrom gespült, die Massen ergiessen sich in das städtische Kanalsystem. Trink- und Nutzwasser wird der allgemeinen Wasserleitung entnommen. Unter den Mannschaften der beiden Bataillone kamen nur 2 Choleraerkrankungen vor;