Handbuch der Unfallmedizin : mit Berücksichtigung der deutschen, österreichischen, schweizerischen und französischen Arbeiter und der privaten Unfallversicherung für den akademischen und praktischen Gebrauch / bearbeitet von C. Kaufmann.

  • Kaufmann, C. (Constantin)
Date:
[1915?]
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Credit: Handbuch der Unfallmedizin : mit Berücksichtigung der deutschen, österreichischen, schweizerischen und französischen Arbeiter und der privaten Unfallversicherung für den akademischen und praktischen Gebrauch / bearbeitet von C. Kaufmann. Source: Wellcome Collection.

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    B. Historische Entwicklung der Entschädigungspflicht. I. Private Versicherung. Die private U.V. deckte den Schaden früher nur soweit, als dies für einen vor dem Unfalle körperlich gesunden Versicherten erforderlich war, Schon bei dem Versicherungsantrage wurde eine Erklärung des Antragstellers über seine Gesundheitsverhältnisse verlangt. Für die Dauer der Versicherung galten besondere Policenbestimmungen über die Aus- schließung von der Versicherung und die Abgrenzung der Unfälle gegen- über den Erkrankungen, welche bezweckten, das Risiko auf die Grund- lage des körperlich gesunden Versicherten zu stellen. Die neuere Rechtsprechung erkennt aber diese bedeutende Einschrän- kung der Entschädigungspflicht nicht mehr an und nötigt die Gesell- schaften, sie aufzugeben. Bahnbrechend ist hierin das Deutsche Reichsgericht vorgegangen. Es hat schon unterm 3. Juli 1896 (III. C.S.) erklärt: „Die Ver- stieherung kann nicht nur auf. die Zeit normaler Gesundheit des Versicherten beschränktbleiben“ Deswegen muß der Versicherer bei im Laufe der Versicherungsperiode eintretenden natürlichen Zuständen, wie Alter, allgemeine Kränklichkeit, Schwäche einzelner Organe, welche bloß die Beseitigung der nachteiligen Wirkungen eines Unfalles hindern oder erschweren, die Gefahr tragen, und es wird unter solchen Umständen unmittelbarer Kausal- zusammenhang angenommen. Gegenüber der Vertragsklausel, daß die Haftung nur besteht, wenn die Beschädigung in unmittelbarer Folge eines Unfalles erfolgt, welche für sich allein ohne Mitwirkung anderer Umstände den Verlust der Arbeitskraft herbeiführt, und ähnlich lautenden Bestimmungen macht das Reichs- gericht geltend, daß bei strikter Anwendung solcher Bestimmungen die Versicherung nur ganz geringen Wert hätte und die Bestimmungen selbst zu wenig deutlich und daher auslegungsbedürftig seien. Deswegen wird unmittelbarer und direkter Zusammenhang angenommen, auch wenn eine gewisse Empfänglichkeit des Körpers (krankhafte Veranlagung) für die nachteiligen Einwirkungen des Unfalles vorhanden gewesen, wenn also möglicherweise bei anderer körperlicher Beschaffenheit des Verletzten der Unfall günstiger verlaufen wäre. Die Haftung muß eintreten, zleichviel op der Unfall’ernerkorperlich intakte oder eime kranke Person’ petroften, we er allein den Schaden verursacht hat. Dies wird dann stets zu- treffen, wenn nach Lage des Falles anzunehmen ist, daß der Unfall seine Folgen ohne die Mitwirkung der etwa vorhanden gewesenen Krankheit nach sich gezogen oder wenn sich ergeben hat, daß der Schaden auch ohne das Vorhandensein der etwaigen: Abnormität oder Krankheit eingetreten wäre, oder daß diese Faktoren bei Eintritt des Erfolges der Wirksamkeit des Unfalles gegenüber nur eine unwesentliche Rolle gespielt haben. BıimesalkeimiseVerursachung durch den. Unfall darfaberin denjenigen Fällen nicht angenommen werden, in denen bereits vor dem Unfall eine krankhafte Veränderung des Körpers vorhanden war, ohne die der Unfall die E.U. überhaupt nicht zur Folge gehabt haben würde.