Die Geschwulste des Nervenstystems : Hirngeschwulste, Ruckenmarkgeschwulste, Geschwulste der peripheren Nerven: win klinische Studie.

  • Bruns, Ludwig.
Date:
1897
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Credit: Die Geschwulste des Nervenstystems : Hirngeschwulste, Ruckenmarkgeschwulste, Geschwulste der peripheren Nerven: win klinische Studie. Source: Wellcome Collection.

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    Nerven entspririgende Geschwiilste durch Uebergreifen auf diese die schwersten nervosen Keiz- und Lahmungserscheinungen hervorrufen konnen; Symptome, die dann speziell in differentiell diagnostischer und damit auch in praktisch therapeutischer Beziehung fiir den Neurologen von grosser Bedeutung sind. Es ist deshalb auf jeden Fall gerechtfertigt, auch bei den peripheren Nerven auf diese paraneuralen Geschwiilste einmal im Zusammenhange Eiicksicht zu nehmen; freilich ist es leicht ersichtlich, dass es bei der ungeheuren Menge der hier vorhandenen Moglichkeiten nicht angangig sein wird und auch miissig sein wiirde, sie alle aufzuzahlen; ich werde in dieser Beziehung nur auf die haufigsten und praktisch wichtigsten Yorkommnisse Riicksicht nehmen und vor allem auch an eigene Beobachtungen mich halten. Dahingegen werde ich iiber die 'primar an den Nerven sich entwickelnden Geschwiilste die eigentlichen Neurome und die verschiedenen Formen der Neurofibromatose moglichst Ausfiihrliches bringen, wenn auch einzelnes davon dem neurologischen Interesse, wie gesagt, etwas fern liegen sollte. Wir wenden uns zunachst diesen Geschwulstformen zu. Der Name Neurom1) wurde im Jahre 1811 von einem Genfer Arzte — Odier — vorgeschlagen fiir „grossere bewegliche, umgrenzte und tiefliegende Geschwiilste, die durch eine im Nerven sitzende krank- hafte Anschwellung bedingt sind. Diese Bezeichnung ist sehr allgemein gefasst, sie sagt der Zeit entsprechend nichts iiber die histologische Natur dieser Geschwiilste und passt auf alle solche, die sich in oder an Nerven entwickeln. Einige Jahre spater, schon 1829, brachte — ich zitiere hier nach Thomson — ein Edinburger Arzt Wood eine klassische Beschreibung der grob anatomischen und klinischen Erscheinungen dieser Geschwiilste; er kennt auch schon das Yorkommen multipler Neurome und nimmt ebenso wie Smith (Dublin) 1849 interessanterweise an, dass die Geschwiilste sich nicht aus eigentlich neugebildeter Nervensubstanz, sondern im wesent- lichen aus dem Bindegewebe des Nervenstammes entwickelten. Im ubrigen verwendeten sowohl Wood wie Smith und alle seine Yorganger den Terminus Neurom in dem weitumfassenden Sinne wie Odier fiir alle krankhaften Schwellungen im und am Nerven; der Name wurde also nur im klinischen Sinne fiir eine ganze Anzahl der histologisch verschieden- artigsten Neubildnngen gebraucht, wahrend man der sonstigen Terminologie entsprechend mit demNamen Neurom eigentlich nur Geschwiilste bezeichnen konnte, die im wesentlichen aus neugebildeter Nervensubstanz bestanden. Yirchow suchte nun auch in dieser Bezeichnung Ordnung zu schaffen und die Bezeichnung Neurom auf eine pathologisch-histologische Basis zu stellen. Er erkennt an, dass es eine grosse Anzahl von Schwellungen und Geschwulstbildungen an den Nerven gibt, deren Hauptgrundlage nicht nervose Substanz, sondern ein Gewebe aus der Bindegewebsreihe bildet, dessen Wucherung von den Nervenscheiden ausgeht; er bezeichnet aber diese Geschwiilste als falsche, als Pseudoneurome, wahrend echte Neurome aus wirklich neugebildeten Nervenfasern bestehen sollen. Diese Nerven- fasern konnen markhaltig sein — myelinische Neurome — oder marklos — amyelinische — oder gemischt — sie konnen auch Ganglienzellen enthalten — Neuroma gangliocellulare —; in dieser Beziehung lasst Yirchow es aber noch zweifelhaft, ob es sich hier wirklich um Neu- *) Der folgende Abschnitt ist ein nur ganz wenig veranderter Abdruck einer Arbeit aus den enzyklopadischen Jahrbuchern 1904, die ich schon im Hinblick auf die 2. Auflage dieses Buches anfertigte.