Ätiologie und Therapie der Staphylokokken-Infectionen / von W. von Lingelsheim.

  • Lingelsheim, W. von.
Date:
1899
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Ätiologie und Therapie der Staphylokokken-Infectionen / von W. von Lingelsheim. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    17/46 (page 63)
    ausbreiten. Auf dem Blutserum entsteht am Impfstrich ein grauweisser, mattglänzender Streif; auf der Kartoffel bildet die Cultur einen grau- weisslichen Belag von mittlerer Dicke.“ Der Staphylokokkus cereus flavus wächst auf den verschiedenen Nährböden wie der vorige, nur geht seine zuerst weisse Farbe in ein schönes Citronengelb über, welches aber etwas dunkler ist als die Farbe des früher beschriebenen Staphylokokkus citreus. Der wachstropfen- ähnlich wachsende weisse und gelbe Staphylokokkus lassen sich mikro- skopisch nicht unterscheiden.“ Wie man sieht, sind die culturellen Unterschiede, die diese Kokken von den übrigen Staphylokokken trennen, ziemlich beträchtliche, und man wird dieselben besser als Mikrokokken von den Staphylokokken unterscheiden. Eine pathogene Bedeutung scheint ihnen nur ausnahms- weise zuzukommen. Dor (Revue de Chirurgie, 1883, pag. 383) will aller- dings damit bei jungen Thieren öfter myelitische Processe mit Epi- physenlösungen hervorgeiufen haben. Für die menschliche Pathologie dürfte aber ihre Bedeutung jedenfalls nur eine geringe sein, trotzdem sie ziemlich verbreitet zu sein scheinen. Sie sind sowohl im Staub wie in Wasserläufen nachgewiesen worden (Tile, Bakteriologische Unter- suchung der Freiburger Leitungswässer, Leipzig 1890). Die Giftbildung* des Staphylokokkus pyogenes aureus. I. Culturfiltrate. Klebs unterschied bei der Wirkung der Eitererreger scharf die locale, zu Entzündung und Eiterung führende, von der den Gesammt- organismus krankmachenden Wirkung. Die erstere sollte mehr mechanisch durch die als Fremdkörper wirkenden Parasiten bedingt sein, die letztere dagegen durch Resorption löslicher, von den Parasiten gebildeter Gift- stoffe (Sepsin). Dem gegenüber wollte Hüter überhaupt nichts von löslichen Producten wissen. Die localen wie allgemeinen Krankheits- erscheinungen entstanden nach ihm unter dem unmittelbaren Einflüsse der geformten Krankheitserreger, durch die das Gewebe lädirt, namentlich die Capillarwände sozusagen „angenagt“ würden.*) Verbreiteter war jedoch auch in dieser Zeitperiode die Annahme, dass löslichen Giften ein wesentlicher Antheil bei der Wundinfection zukäme, und zwar nicht nur bei den mit sinnfälliger Fäulniss einhergehenden Processen, sondern bei bösartigen Eiterungen überhaupt. Besonders hat Virchow die domi- nirende Rolle eines löslichen Giftes in den von ihm sogenannten ichor- rhämischen Zuständen hervorgehoben. In seinen gesammelten Abhand- lungen (1856) finden sich darüber folgende Bemerkungen (pag. 639): „Die Vergleichung der Eiterinfection mit einer wirklichen Vergiftung war so naheliegend, dass man nicht umhin konnte, die mehr chemische Wirkung in den Vordergrund zu schieben“, und (pag. 702): „Das, was in das Blut aufgenommen wird, kann nichts anderes sein, als was bei einem Operirten und Verwundeten, dessen Wundfläche erysipelatös wird, in das Blut gelangt. Hier handelt es sich weder um Eiter noch *) Diese Anschauung entsprang wohl dem aus einer falschen Deutung mikro- skopischer Bilder entstandenen Irrthum, dass bei „Sepsis“ die „Monaden“ sehr zahlreich auch im Blute aufträten.