Beitrag zur Symptomatologie und Diagnose des Prostatakarzinoms : mit besonderer Berücksichtigung der Frühdiagnose ... / vorgelegt von J.F. Salinger.

  • Salinger, J. F. (Julius Felix), 1884-
Date:
1909
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Credit: Beitrag zur Symptomatologie und Diagnose des Prostatakarzinoms : mit besonderer Berücksichtigung der Frühdiagnose ... / vorgelegt von J.F. Salinger. Source: Wellcome Collection.

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    Mitte 1898 heftige neuralgische, insbesondere ischialgische Schmerzen in beiden Beinen. Gewichtsabnahme. Appetitlosigkeit und beständiger Durst. Wegen des äußerst qual¬ vollen Zustandes wird Patient Dr. Freudenberg zur Ausführung der Bottini-Operation überwiesen. Status vom 5. VI. 1899. Kräftiger Mann. Körpergewicht 93,25 kg. Lungenemphysem. Zunge belegt. Urin ziemlich stark alkalisch, frei von Eiweiß und Zucker. Per rectum: Prostata zitronengroß, das obere Ende kaum zu erreichen, stark in den Mastdarm vorspringend, sehr knollig, teilweise, besonders an den Seiten, knorpel¬ kart, auf der rechten Seite vom Becken nicht sicher abzugrenzen. Inguinaldrüsen beiderseits geschwollen, druckempfindlich. Schmerzen von sehr wechselnder Stärke in der Gegend der linken Spina post. sup. Spontanmiktion völlig unmöglich. Ein- bis zwei¬ stündlich Katheterismus mit leicht passierendem elastischen Katheter. 10. VI. Kystoskopie: Hochgradige Trabekelblase mit Divertikelbildung. Prostata allseitig gewulstet, an den Seiten und nach der Symphyse zu mehr als nach hinten. — Anschließend: Bo ttini-Operation. 4 Schnitte. Die nicht ganz geringe Blutung steht nach Ein¬ legung des Verweilkatheters. Nachdem zwischendurch mehrfach Temperaturanstieg mit Schüttelfrost aufgetreten war, wird am 26. VI. der Verweilkatheter, der bis dahin zeitweise gelegen hat, endgültig entfernt, da Patient fieberfrei ist und mit Leichtigkeit spontan uriniert. Nicht ganz geringe Inkon¬ tinenz. Die abgegangenen Schorfstücke bestehen nach der mikroskopischen Untersuchung durch Herrn Prof. Pick-Berlin aus undifferenzierbarem nektrotischen Gewebe. Patient reist nach Hause; Allgemeinbefinden gebessert. 1. IX. (22/3 Monate p. op.). Nach einer Nachricht des Sohnes war das Befinden bis¬ her gut, seit kurzem wieder rheumatische Schmerzen, wegen deren Patient am 9. IX. in Freudenbergs Behandlung wieder eintritt. Seit Wochen kein Katheter mehr gebraucht. Inkontinenz fast völlig geschwunden. Uriniert stündlich ohne Schmerzen. Status: Inguinaldrüsen beiderseits von Taubeneigröße. Prostata in alter Größe, steinhart; auf einer Seite ein linsengroßer isolierter submuköser Knoten fühlbar. An der Diagnose Prostatakarzinom kein Zweifel. Patient sieht jedoch nicht schlecht aus, hat in letzter Zeit die während des postoperativen Fiebers verlorenen 4 Pfund wiedergewonnen. 15. XI. (5 Mon. p. op.). Nach Bericht des Sohnes bedeutende Verschlimmerung der neuralgischen Schmerzen in der Hüfte und den Beinen. Patient wird täglich morgens und abends katheterisiert. R.-U. = 75—200 ccm. Spontanmiktion halbstündlich. Seit 8 Tagen mäßige Blutungen. Appetit und Allgemeinbefinden verhältnismäßig gut. 9. XI. 1900 (l1/4 Jahr p. op.). Exitus. Nach brieflicher Nachricht des Hausarztes keine weitere Zunahme der Schmerzen, die freilich für längere Zeit nie ganz verschwunden waren. Spontanmiktion war bis Mitte August möglich, Katheter bis zuletzt einzuführen. Kräfteverfall erst im Juli. „Die Prostata bildete schließlich mehr ein Hindernis für die Stuhlentleerung, als für die Einführung des Katheters . . . .“ Nachdem fast ein Jahr lang uncharakteristische Miktionsbeschwerden be¬ standen hatten, die ziemlich schnell zu einer allerdings nicht konstant bleibenden kompletten Retention führten, wurde rektal eine „ziemlich ausgesprochene Härte der Prostata konstatiert, die zusammen mit einer Schwellung der Leistendrüsen Verdacht auf Karzinom erweckte. Der weitere Verlauf rechtfertigte auch ohne Sektion diesen Verdacht. Bei der Beurteilung der Dauer der Krankheit, die 33/4 Jahre betrug, ist die zweimal ausgeführte Bo ttini-Operation zu berück¬ sichtigen, die aber wohl eher verlängernd als verkürzend gewirkt hat.1) Fall III.2) L...., Rentier aus Schwerin, 68 Jahre alt (San.-Rat Dr. Meyersohn und Med.-Rat Dr. Rehberg). 7.II. 1900. Anamnese: Seit 3l/2—4 Jahren Harnbeschwerden, die Gebrauch des 0 Vgl. hierzu Fürstenheini, loc. cit. 2) Bereits veröffentlicht: A. Freudenberg, „Meine letzte Serie von 25 Fällen der Bottinischen Operation bei Prostatahypertrophie.“ Bo ttini-Festschrift, Bd. I und Allg. Med. Zentralztg. 1903, Nr. 14—19, Fall 1.