Beitrag zur Symptomatologie und Diagnose des Prostatakarzinoms : mit besonderer Berücksichtigung der Frühdiagnose ... / vorgelegt von J.F. Salinger.

  • Salinger, J. F. (Julius Felix), 1884-
Date:
1909
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Credit: Beitrag zur Symptomatologie und Diagnose des Prostatakarzinoms : mit besonderer Berücksichtigung der Frühdiagnose ... / vorgelegt von J.F. Salinger. Source: Wellcome Collection.

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    Leider entzog sich Patient der weiteren Beobachtung. Es war nur das Datum seines Todes nachträglich zu erfahren. Danach betrug die Gesamtdauer vom Beginn der Miktionsbeschwerden an etwa 1 Jahr 4 Monate. Fall XII. St..., 55 Jahre alt, Hopfenhändler aus Köln a. Rh. (Sanitätsrat Auer¬ bach-Köln). Anamnese: Mutter an Magen- und Leberkrebs gestorben. Während der Soldatenzeit mehrmals Tripper von vielmonatiger Dauer, wobei auch die Prostata erkrankt war. Vor etwa P/2 Jahren heftige Schmerzen in beiden Hoden nach geringer Ermüdung, die sich aber allmählich gänzlich verloren. Seit Mitte September 1903 Miktionsbeschwerden: er¬ schwertes Urinieren, etwas häutiger, mit etwas Schmerz. Patient hatte bis dahin auch nachts st&ts durchgeschlafen, ohne zu urinieren. Schon damals konstatierte bei der Rektal¬ untersuchung der Hausarzt eine auffallende Härte der Prostata. Mitte Oktober heftigere Schmerzen beim Urinieren. Spontane Schmerzen, d. h. außerhalb der Miktion, bestanden nicht, sind auch jetzt nicht vorhanden, mit Ausnahme gelegentlicher, ganz vorübergehender Stiche im Mastdarm. Ende November heftiger Drang in Blase und Harnröhre, so daß vom 3. XII. ab lmal täglich katheterisiert werden mußte. Dabei R.-U. anfangs 60—80 ccm, später mehr. Schmerz und Drang in der Blase wurden heftiger, so daß Patient Anfang- Januar 1904 einen Berliner Spezialisten aufsuchte, der die Diagnose Prostatahypertrophie stellte. Patient hatte bis dahin, wenn auch nach starker Anstrengung, kleinere Quanti¬ täten spontan uriniert, mußte dann aber tagsüber 3mal und schließlich auch nachts lmal katheterisieren. Laut brieflicher Mitteilung eines Kölner Spezialisten vom 25. III. 1904, der den Patienten längere Zeit behandelte, wechselte die Retention zwischen 100 und 300 ccm. Nie geringste Harntrübung. Harn stets frei von pathologischen Bestandteilen, 1—l1/« Liter in 24 Stunden. Nieren gesund. Rektal: Prostata von der Größe eines kleinen Apfels, sehr hart, knollig, urethral etwa 5 cm lang. Urethra prostatica nicht nach rechts oder links deviiert, aber sehr stark gehoben und verlängert. Dittel 25 noch vor einigen Tagen eingeführt, aber sehr schwer. „Selbst hierbei keine Blutung, wie ich überhaupt bei dem Patienten noch keinen Tropfen Blut gesehen habe.“ Diagnose: Prostatahypertrophie. Am 16. IV. war die Retention fast vollständig. Meist nur ein paar Tropfen unter «ehr schmerzhaftem Pressen. Vor 9 Tagen kolikartige Schmerzen in der linken Seite bis zur Wirbelsäule, im Leib bis etwa zum Nabel, die nach Morphium und heißen Umschlägen nachließen. Seit 3 Tagen rheumatische Schmerzen hinten im linken Oberschenkel. Patient hat früher schon rheuma¬ tische Schmerzen gehabt, die aber ganz anderer Art gewesen sein sollen und auch in den ■Schultern gesessen haben. Status vom 18. IV. 1904. Blaß aussehender Mann. Kanu bei der Untersuchung nur ein paar Tropfen Urin lassen, in denen ein Eiterfaden schwimmt, die aber sonst klar sind. Per rectum: Prostata von der Größe eines großen Borsdorfer Apfels, sehr stark prominierend, exquisit hart und höckerig. In der Mitte eine besonders starke Her¬ vorwölbung. Die Rektalschleimhaut zeigt an einer Stelle in der Mitte der Prostata run¬ zelige Beschaffenheit, als ob dort schon Verwachsungen mit dem Rectum beständen. Auch an den Seiten ist die Prostata nicht ganz sicher vom Beckenbindegewebe resp. vom Becken selbst abgegrenzt. Nach rechts von der Prostata fühlt man deutlich in der Gegend der rechten Samenblase zwei besondere, mindestens erbsengroße runzelige Tumoren, die von der Prostata deutlich getrennt sind, weniger deutlich voneinander. Keine deutliche Schwellung der Inguinal-, Iliakal-, Supraklavikulardrüsen. Es wird die Diagnose Prostatakarzinom gestellt und dieses dem Hausarzt und dem Kölner Spezialisten mitgeteilt. Hierauf wird seitens der Kollegen eingewendet: 1. Schnelle Entwicklung des Leidens habe nicht stattgefunden.» 2. Die exquisit knollige Härte bestehe seit sehr langer Zeit ungeändert; die rektale Größe sei nicht gemessen, aber bei aller paar Wochen wiederholter Untersuchung eine Größenzunahme nicht konstatiert worden. Das urethrale Maß sei unverändert seit fast einem halben Jahre 4—5 cm. 3. und 4. Die runzelige Stelle der Mastdarmschleimhaut und die Knoten in der Gegend der Samenblase seien gewiß verdächtig, jedoch wohl nicht eindeutig. 5. Die rheumatischen Schmerzen habe Patient seit vielen Jahren. Es scheine fraglich, ob man daraufhin die Diagnose Karzinom stellen könne mangels 9