Beitrag zur Symptomatologie und Diagnose des Prostatakarzinoms : mit besonderer Berücksichtigung der Frühdiagnose ... / vorgelegt von J.F. Salinger.

  • Salinger, J. F. (Julius Felix), 1884-
Date:
1909
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Credit: Beitrag zur Symptomatologie und Diagnose des Prostatakarzinoms : mit besonderer Berücksichtigung der Frühdiagnose ... / vorgelegt von J.F. Salinger. Source: Wellcome Collection.

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    Die Bottini-Operation, wenn auch unter anderen Voraussetzungen ge¬ macht, hat auch in diesem Fall einen durchaus günstigen palliativen Erfolg ge¬ habt. Die Harnbeschwerden traten fast ganz in den Hintergrund. Eine Ver¬ kürzung der Krankheitsdauer kann man nicht annehmen, da der Tod über 21 o Jahre nach der Operation erfolgte. Die im April 1902 notierte geringe In¬ kontinenz ist wohl bereits auf Rechnung des Karzinoms zu setzen. Die Mög¬ lichkeit einer rechtzeitigen, d. h. schon im März 1900 vorgenommenen Radikal¬ operation muß zugegeben werden. Fall V.1) G..., Jahre alt, pensionierter Feldwebel aus Pankow. (Dr. Fischer und Dr. Bleichröder, Pankow.) Anamnese: Zeit des Beginns der Miktionsbeschwerden (häufiger Urindrang, er¬ schwerte Miktion) nicht sicher. Seit Mai 1900 komplette Retention. Katheterisiert 3 mal täglich in 24 Stunden. Katheterismus häufig schwierig. Unmöglichkeit desselben erfordert am 24. Juli 1900 Punctio suprapubica. Nachts starker unwillkürlicher Urinabgang. Im letzten Jahre starke Abmagerung. Seit einiger Zeit Fieber und ammoniakaliscke Cystitis. Seit einigen Monaten Ödem der Unterschenkel. Status 13. IX. 1900. Magerer, kachektisch aussehender Mann. Puls 92. Leichte Temperatursteigerung. Mäßige Ödeme beider Unterschenkel. Nelaton geht schwer hinein, wird hinten stark geklemmt. (In nächster Zeit passieren nur noch elastische Katheter.) Urin stark katarrhalisch. Per rectum: Prostata Zitronen groß. In den oberen Partien kolossal hart und knollig. In der Mitte und etwas nach rechts besonders starker Buckel. Die peripheren Teile etwas weicher. Keine sichere Vergrößerung der Inguinaldrüsen. Trotzdem entschie¬ dener Verdacht auf Karzinom. 22. IX. Kystoskopie ergibt Prostatawulstungen nach hinten und beiden Seiten, besonders seitlich vorne. Zwischen den Seitenwulstungen nach vorn tiefe schluchtförmige Furche. Trabekelblase. Starke Cystitis. 3. X. Nach 20tägiger Vorbehandlung, die den lokalen und allgemeinen Zustand nicht unwesentlich bessert, Bottini-Operation. Schnabelspitze des nach hinten gedrehten Instrumentes per rectum mit dem Zeigefinger nur mit Mühe zu erreichen. 4 Schnitte. Blu¬ tung nicht ganz gering. Katheterismus sofort unnötig, da Miktion sofort gut wird und auch gut bleibt. Mäßige Enuresis wie vor der Operation. 8.X. Probekatheterismus ergibt 17 ccm R.-U. Gutes Allgemeinbefinden. Patient reist am 12. X. nach Hause. 25. X. und 30. XI. war das Befinden recht günstig. Urin jedoch wieder stärker trübe. Enuresis geringer. R.-U. = 49 ccm. Patient spült sich selbst aus. Seit einigen Tagen nach Einführung des Nelaton-Katheters öfter Blut im Harn. Der spontan ge¬ lassene Urin ist blutfrei. 20. XII. (78 Tage p. op.). Die Kräfte haben in letzter Zeit allmählich abgenommen. Nachts öfter leichte Inanitionsdelirien. Urin stark schleimig, ammoniakalisch, bluthaltig. Noch etwas Enuresis. Man fühlt links von der Blase in der Unterbauchgegend deutlich harte Knoten (Karzinommetastasen?). Rechte Niere vergrößert, druckempfindlich. 27. XII. (86 Tage p. op.). Unter allgemeinem Kräfteverfall Exitus. Sektion nicht gestattet. Die Diagnose wurde auf Grund des Rektalbefundes unter Berücksichtigung der ausgesprochenen Kachexie gestellt. Da der Beginn der Miktionsbeschwerden nicht sicher zu eruieren war, ist die Gesamtdauer der Krankheit schwer festzu¬ stellen. Jedenfalls handelte es sich um einen ziemlich schnell wachsenden Tumor. Vom Eintritt der kompletten Retention bis zum Tode verliefen nur etwa sieben Monate. loc. cit. Fall 2.