Volume 1

Allgemeine und spezielle Pathologie der Person : klinische Syzygiologie / von Fr. Kraus.

  • Kraus, Friedrich, 1858-1936
Date:
1926-
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Credit: Allgemeine und spezielle Pathologie der Person : klinische Syzygiologie / von Fr. Kraus. Source: Wellcome Collection.

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    mit der Nachbarschaft. Klenicnsiewicz vergleicht das Lymphgefäß- und das Venensystem, welche beide sehr wechselnden Widerständen für eine regelmäßige Stromhewegimg ihres Inhalts unterworfen sind, mit Paternosterwerken, in denen ak¬ zessorische Hilfskräfte durch Kompression von außen her die Flüssigkeit in jener Richtung auspressen, nach der sich die Klappen öffnen. An der Füllung beider Systeme bis auf eine gewisse Strecke sind aber alle physikalischen Komponenten des Gewebsdrucks beteiligt. Der aspiratorische Eigenbetrieb des Blutstromes in einem tätigen Organ kann nicht bloß in der Tätigkeit der reiz¬ baren und spezifisch tätigen Kapillarzellen gesucht werden. Die physiologischen Kapillaren unterliegen als integrierende Bestandteile ihrer Gewebe, welch letztere als ,,Diaphragmen“ im physiochemischen Sinn aufgefaßt werden können, wenigstens in erster Annäherung der Wirkung der physikalischen Kapillarkräfte. Natus hat am lebendigen Pankreas nachgewiesen, daß mit der Drüsentätigkeit die Geschwindig¬ keit der Bhitströmung in den Kapillaren zunimmt, ganz unabhängig von der Lumen¬ weite. Prof. Foerster (mündliche Mitteilung) macht mich noch auf folgendes Ver¬ halten (beim Menschen) aufmerksam. Wenn man den peripheren Stumpf des N. cutaneus surae ext. reizt, kommt (zentrifugal leitend) unter Vermittlung des restierenden Nervennetzes und des (zentripetal leitenden) N. cut. surae internus eine Schmerzempfindung zustande. Auf diesem Wege (noch weitere Differenzierungen) kommt der Reflex bogen und der Reflex kreis zustande. Hier ist aber auch die Wurzel der wichtigsten abnormen Formen der adaptativen Reaktionen, der Entzündung, des Ulcus trophicum usw. zu suchen: Das Ulcus ven- triculi erscheint im Lichte einer lokalen Erkrankung auf Grund eines Dauerzustandes (Vagolabilität), ob die anatomische Läsion ein entsprechendes höheres vegetatives Nervenzentrum oder eine besonderen Schädlichkeiten ausgesetzte Stelle der Magen¬ wand trifft. Was, aus endokrinen Organen stammend, die Rolle von spezifischen Reizen zu spielen scheint, würde in erster Linie die Bezeichnung ,,Hormone“ verdienen. Alle wirklichen Hormone haben sich als besonders labile Substanzen erwiesen. Auf dem gesamten vorliegenden experimentellen und klinischen Tatsachenmaterial müssen wir aber, glaube ich, entnehmen, daß gerade auch die Wirkungen des Thyroxins fast durchaus nicht in den Rahmen gewöhnlicher alterativer dyssimilatorischer) Reizungen fallen, sondern daß in den durch sie erhaltenen Dauerzuständen die sonstigen alterativen exo- und endogenen Reize anders wirken. Der ,,akute“ Kreis¬ laufsversuch mit Thyreoideaprodukten spricht höchstens dafür, daß letztere die Er¬ regbarkeit der (z. B. durch Atropin) gelähmten Herzvagusfasern rascher wieder¬ herstellen (v. Cyon, Asher, Boruttau, Kraus-Friedenthal, Gerhardt) und daß ein Gleiches gilt für den N. depressor (v. Cyon, Asher-Flack), Daß hierüber soviel Streit entstehen konnte, zeigt jedoch schon, daß auch hier nichts eigentlich Alteratives vorliegt. Den bekannten Aktionspuls nach Einwirkung von Schilddrüsen¬ stoffen konnten Friedenthal und ich mit Wahrscheinlichkeit auf Synergie von Glandula thyreoidea und Adrenalin zurückführen; wie denn auch eine fördernde Beeinflussung der Schilddrüsenstoffe auf die Adrenalindrucksteigerung existieren soll (Asher-Flack). Da gäbe es also scheinbar zwei Wirkimgstendenzen, eine den