Volume 1

Allgemeine und spezielle Pathologie der Person : klinische Syzygiologie / von Fr. Kraus.

  • Kraus, Friedrich, 1858-1936
Date:
1926-
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Credit: Allgemeine und spezielle Pathologie der Person : klinische Syzygiologie / von Fr. Kraus. Source: Wellcome Collection.

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    dichte der Bewegiingsstillstand auf. Es folgte Vakuoleiibildung, Auftreibung des Plasmas und gleichzeitig lebhafte Molekularbewegimg an dieser Stelle. Nach kurzer Zeit verschwinden jedoch die Vakuolen und Auftreibungen wieder und es kehrt das normale Aussehen der Zelle zurück. Nach Kühne kommt es zu einem Zusammenfließen der bei der Reizung infolge Zufuhr neuen Protoplasmas aus dem noch beweglichen Teil zum stillstehenden entstandenen Klumpen in der Richtung nach der stärksten Stromdichte, und diese Bewegung gibt den Reiz ab für die Aufnahme der normalen Zirkulation. Säure-oder Alkaliwirkung spielt dabei keine Rolle (?). Von Interesse für uns sind noch Beobachtungen über Elektrizitäts¬ wirkungen am unbehäuteten Plasma bei Myxomyceten. Das Plasmodium von Didymium besteht aus einem Netz von Plasmasträngen, an denen eine hyaline Randschicht und eine körnerreichere in ständigem, mehr oder weniger lebhaftem Fließen befindliche Axenschicht zu unterscheiden ist. Nach der Peripherie des Plas¬ modium kommt es durch Verbreiterung und Verschmelzung einzelner Bänder zur Bildung einer durchlöcherten Platte mit gewulstetem Rand. An dieser Platte ist die hyaline Schicht sclimal, oft kaum nachweisbar, dagegen ist gerade hier die Plasma¬ strömung sehr lebhaft. Beim kurzen Tetanisieren mit schwachen Induktionsschlägen fand Kühne mit Verbreiterung verbundene Verkürzung der Stränge, Knorrigwerden und Abreißen einzelner Stränge, Austritt von Blasen und Stillstand der Körnchen¬ bewegung. Nach Erholung zeigt das Plasmodium normales Aussehen und normale Bewegung. Auch Umkehr der Strömungsrichtung in den Plasmafäden und Übertritt von Körnchen in die körnige Axensubstanz usw. kommt vor. Die im Vorstehenden geschilderten Protoplasmaveränderungen bestehen also im Auftreten und Verschwinden von Beschleunigung oder Verlangsamung, von Quellungen und Entquellungen, Expansionen und Kontraktionen, Koagulationen und Peptisa- tionen, Fällungen und Lösungen, Verschwinden und Auftreten von Körnchen, Ent¬ mischungen und Mischungen, Viskositätsänderungen. Alles dies sind erstlich Verände¬ rungen in einem kolloiden System und zwar in einem ,,kritischen Flüssigkeitsgemisch“ und zweitens Variationen von Bewegung nach dem Paradigma der Brownschen Be¬ wegung, wobei die Teilchen einer progressiven Lokomotion und dem Einfluß der Schwere unterworfen sind. Unter diesen Voraussetzungen ist das betreffende kolloide System im Sinne von TheSvedbergQ ein schwingungsfähiges (vgl. u. S. 138ff.). Es ist gar nicht zu bezweifeln, daß bei alledem Ionen eine maßgebende Rolle spielen. Die Wirkungen des elektrischen Stroms (und anderer Erregungen) bestehen in Ver¬ schiebungen und damit verbundenen Konzentrationsänderungen der im äußeren Medium (Diätflüssigkeit) und im Zellsaft sowie im Plasma vorhandenen Ionen. Trotz der Mannigfaltigkeit der Erscheinungen muß doch wohl zugestanden werden, daß die hier in den Vordergrund gestellten kollöidchemischen Gesichtspunkte eine bessere Einsicht in die Verhältnisse gewähren, als das Mikroskop allein. Auch bei tierischen Einzellern müssen die Wirkungen des elektrischen Stromes (als Vorbild aller Reizung) ebenfalls als solche von Konzentrationsänderungen der Ionen eines kolloiden Systems aufgefaßt werden. Schon bei den AmöbenQ sehen wir von Differenzierungen der ziemlich flüssigen ') The Svcdberg: Zeitschr. f. LIekt. 12, 853. Ark. f. Keini 2, 34 (1906, 1907). ‘^) Jeiniiiigs: I. c.