Die Bewegungs-Ataxie : nach fremden und eigenen Beobachtungen / von Dr. Eisenmann.

  • Eisenmann, Gottfried, 1795-1867.
Date:
1863
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Credit: Die Bewegungs-Ataxie : nach fremden und eigenen Beobachtungen / von Dr. Eisenmann. Source: Wellcome Collection.

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    beigezogen, und obwohl keine Zeichen von tertiärer Syphilis vor- lagen, kam man doch überein, Jodkalium in Yerbindung mit Mer- kurial-Präparaten anzuwenden. Dr. Vernay hat einen Fall beobachtet, wo die Ataxie und Anästhesie sich auf die beiden obern Glieder be- schränkten. Beobachtung 8. Ein 53jähriger Mann, von Sorgen und Kummer schwer getroffen, bemerkte zu Anfang des Jahres 1858 den Verlust des Tastsinns in seinen Händen und Fingern, und konnte dieselben bald gar nicht mehr gebrauchen. Zu Anfang des Jahres 1861 bekam er Diplopie, sah die Gegenstände doppelt und zwar übereinander, und zugleich wurde sein Gesicht schwach. Die Diplopie verlor sich nach 3 — 4 Monaten wieder, nur sah er jetzt, wenn er die Treppen herabstieg, die Stufen nicht als Pa- rallelogramme, sondern als spitzige Dreiecke; das eine diagonale Segment des Parallelogramms entging, nämlich seinem Auge; sol- ches war aber nicht der Fall, wenn er das eine Auge schloss, auch nicht, wenn er die Treppe hinaufstieg. Auch diese Erschei- nung verschwand wieder. So lange er an Diplopie litt, klagte er über Schmerzen rings um der Basis des Schädels, auch hatte er fortan flüchtige bohrende Schmerzen an verschiedenen Theilen des Körpers, welche bei tiefem Barometerstand häufiger waren. Im Mai 1861 war sein Zustand folgender: Der Tastsinn war in seinen Fingern so stumpf, dass er ein Messer nicht von einem Thaler unterscheiden konnte, die Muskelsensibilität aber war erhalten, denn er konnte mit den Fingern Bewegungen im Finstern, bei geschlossenen Augen ausführen. An der Innern Seite beider kleinen Finger Ameisenkriechen. Die Muskelkraft in Händen und Fingern nicht geschwächt, aber die Coordination ihrer Bewegungen gestört. Er konnte nämlich die einfachen Bewegungen des Beu- gens und Streckens, wenn auch mit einiger Schwierigkeit aus- führen, schwere Lasten aufheben und tragen, vermochte aber nicht combinirte Bewegungen zu machen, er konnte keinen kleinen Gegenstand vom Tisch aufnehmen, keine Feder halten, kein Kleid zuknöpfen etc., denn bei solchen Yersuchen kamen die Finger theilweise in die starre Extension, theilweise in die Flexion, be- wegten sich in verschiedenen Eichtungen, und konnten nur mit Mühe gegen den zu fassenden Gegenstand convergiren. Die TJeber- wachung des Auges konnte diese Ataxie nicht verhüten. Wenn er in die Tasche griff, um sein Sacktuch herauszunehmen, brachte er öfter statt des Tuches den zwischen Zeig- und Mittelfinger ge- haltenen Daumen heraus, und wenn er nun dieses sah, so hatte er grosse Mühe, die Finger aus dieser Lage zu bringen, oder er