Der anteil einfachster stoffe an den lebens-erscheinungen : Akademischer Vortrag gehalten am 31. Oktober 1913 in der aula der universität Bern. / von Leon Asher Professor der Physiologie.

  • Asher, Leon, 1865-1943.
Date:
1913
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Der anteil einfachster stoffe an den lebens-erscheinungen : Akademischer Vortrag gehalten am 31. Oktober 1913 in der aula der universität Bern. / von Leon Asher Professor der Physiologie. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    9/32 (page 7)
    erworben worden sind. Die Gründe welche dazu geführt haben, dem Anteil einfachster Stoffe an den Lebenserscheinungen nachzugehen, sind mannigfacher Natur. Einmal waren es ganz neue Erkenntnisse der sogenannten physikalischen Chemie, Erkenntnisse, welche uns vor allem einen ungeahnten Auf- schluss über die statischen und dynamischen Eigenschaften der einfachsten Stoffe gelehrt haben, wenn sie sich in wässriger Lösung befinden, und in wässriger Lösung befinden sich alle diese Stoffe im tierischen Organismus. Andererseits sind es Gründe, die in einer anders gearteten Richtung des biologischen Forschungstriebes gelegen waren, nämlich in der Abkehr von der zwar in mancher Hinsicht ausserordentlich förderlichen und auch unbedingt aufklärend mechanischen Betrachtungsweise der Lebenserscheinungen, die aber, was die eigentliche Erkenntnis des Wesentlichen an ihnen anbetrifft, von vorneherein zu einer gewissen Sterilität verurteilt war. Lassen Sie mich von einem biologischen Gesichtspunkt ausgehen, welcher für das ganze Gebiet, mit dem ich mich augenblicklich befasse, wegleitend geworden ist. Alle Lebewesen, sofern sie nicht im niedrigsten Zustande des Aufbaues von nur einer oder sehr wenigen Zellen verharren, sind durch- strömt von einer Flüssigkeit, die wir als Blut bezeichnen. Wenn wir nun die Bestandteile dieses Blutes untersuchen, finden wir jederzeit in demselben eine bestimmte Anzahl von einfachen Salzen. Dass diesen einfachen Salzen eine bedeutende Rolle zukommen muss, geht daraus mit grösster Deutlichkeit hervor, dass so lange die Organismen normal sind, mit der grössten Peinlichkeit darauf hingearbeitet ist, dass eine be- wunderungswürdige Konstanz der anorganischen Bestandteile des Blutes gewahrt wird. Und dieses, trotzdem fortwährend Einflüsse vorhanden sind, um die Zusammensetzung tiefgehend zu ändern, denn wir nehmen fortwährend in unserer Nahrung Salze auf, und im Stoffwechsel der Zellen entstehen unaus- gesetzt einfache mineralische Bestandteile. Von den Mechanismen, welche der tierische Körper besitzt, um die Konstanz der Zu- sammensetzung seines Blutes zu wahren, nenne ich in erster Linie die Niere, welche als ein treuer Hüter darüber wacht,