Der anteil einfachster stoffe an den lebens-erscheinungen : Akademischer Vortrag gehalten am 31. Oktober 1913 in der aula der universität Bern. / von Leon Asher Professor der Physiologie.

  • Asher, Leon, 1865-1943.
Date:
1913
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Der anteil einfachster stoffe an den lebens-erscheinungen : Akademischer Vortrag gehalten am 31. Oktober 1913 in der aula der universität Bern. / von Leon Asher Professor der Physiologie. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    11/32 (page 9)
    B worum es sich handelt. Wenn wir eine kleine Menge von Kochsalz in Wasser auflösen, finden sich infolge des Auf- lösungsprozesses nicht weniger als drei Bestandteile im Wasser, erstens das ungeteilte Kochsalz, zweitens positiv geladene Natriumkationen und negativ geladene Chloranionen. Je ver- dünnter die Lösung ist, umso mehr tritt der nicht gespaltene Teil zurück und umso mehr überwiegen die Kat- und Anionen. Dieser Vorgang ist durchaus nicht gleichgültig, denn durch die Aufteilung in die Ionen erlangen die Salzbestandteile ganz neue äusserst fruchtbringende Eigenschaften, gerade wegen ihrer elektrischen Ladung. Wenn wir uns bildlich ausdrücken wollen, gewinnen sie durch diese elektrischen Ladungen Kräfte, durch welche sie aus einem tatenlosen Schlummer zu einer sehr kräftigen und mannigfaltigen Tätigkeit erweckt werden. Der Aufschluss über die wahre Bedeutung der soeben betrachteten einfachsten Stoffe, der Kationen, für die Lebens- erscheinung ist nun durch eine grosse Reihe von Experimental- untersuchungen der letzten Jahre gewonnen worden. Lassen Sie mich einen kurzen Überblick über einige derselben geben und Sie werden daraus erkennen, dass ich nicht zu viel be- hauptet habe, wenn ich vorhin erklärte, dass einfachste Stoffe ebenso bedeutsam für die Entfaltung der Lebenserscheinung seien, wie die hoch komplizierten Eiweisskörper und ähnliche Stoffe. Die Experimentalforschung unserer Tage ist, dank der eigentümlichen Einrichtung des höher zusammengesetzten tierischen Organismus, dass er sich in Wahrheit zusammen- setzt aus einer Summe selbständiger Lebensteile, welche ohne im Verbände des Gesamtorganismus verbleiben zu müssen, dennoch ihre eigentümliche Lebenstätigkeit fortsetzen können und dank einer verfeinerten Versuchstechnik, in der Lage ge- wesen, planvoll die Lebensvorgänge der einzelnen Organe zu untersuchen und dabei festzustellen, dass sie ihre charakteri- schen Lebenserscheinungen ausserhalb des Organismus un- vermindert stundenlang fortsetzen können, wenn nur die rich- tigen Bedingungen gefunden werden. Und als die wesent- lichste Bedingung hat sich neben den längst bekannten, der Einhaltung von bestimmten Temperaturen und der Versorgung