Pathologie und Therapie der Psychosen : nebst Anhang: Ueber das gerichtsärztliche Verfahren bei Erforschung krankhafter Seelenzustände / von C.F. Flemming.

  • Flemming, C. F., 1799-1880.
Date:
1859
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Credit: Pathologie und Therapie der Psychosen : nebst Anhang: Ueber das gerichtsärztliche Verfahren bei Erforschung krankhafter Seelenzustände / von C.F. Flemming. Source: Wellcome Collection.

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    Krankheitszustände mit den Verrichtungen des Nervensystems zu schliessen, die wir leider noch heut schmerzlich vermissen. Ein genauerer Einblick lässt diese Voraussetzungen als unrichtig er- kennen. Wiederhall hippocratisoher Ansichten, mit denen damals niemand in Wiederspruch sein mochte. Anwendung derselben auf die Therapie, unklare Ideen über den Zusammenhang zwischen Leib und Seele, allenfalls kecke Phantasieen über Trockenheit und Feuchtigkeit des Gehirns, über Gehirnmark und Nerven» Fluidum, träumerische Theorien des Wahnsinns, der nicht mehr blos aus schwarzer und gelber Galle, sondern bald aus mangeln- den oder verdorbenen Lebensgeistern, bald aus Giihrungcn der Säfte u. dgl. hergeleitet wurde, — endlich sorgfältige, aber räth- selhafte Necroscopien, — dies ist die Summe dessen, was diese übrigens für die Medizin so fruchtbare Zeit der Psychiatrie brachte. Bei aller Therapie führte die reine Empirie den Vorsitz. Ein Heilungs - Versuch hatte stets den Character eines Kunststücks oder eines Wagestücks. Noch 1790 sagt der Herausgeber von Gredings Schriften, sein Neffe, in dessen Biographie: derselbe habe als Arzt des Armenhauses zu Waldheim gesehen, „dass der- gleichen Krankheiten nicht durch gewöhnliche und bekannte Arz- neimittel könnten bezwungen werden, und daher mit aller Vor- sicht neue geprüft. Den Uebergang zu der neuen Aera der Psychiatrie bildete die Ueberweisung der in den Corrections- und Siechenhäusern angehäuften Geisteskranken an die Aerzte mit dem Auftrage, sich um ihre Heilung zu bemühen: sie beginnt mit der Errichtung abgesonderter Krankenhäuser für Gestörte. Die Specialistik in der Medizin hat stets alle die Nachtheile, die von ihr unzertrenn- lich sind, durch den Vortheil überwogen, dass sie die Aufmerk- samkett angespannter und ungetheilter auf einen gewissen Punkt heftet. Diesen einen Gewinn hatte auch die Psychiatrie von der specialistischen Behandlung; alle übrigen kamen den Kranken zu Gute. Aber sie hat noch einen andern unerwarteten Nebengewinn eingetragen, welcher der Psychiatrie zum grossen Heil gediehen ist. Dieser beruht in der Zerreissung des schon allmälig ge- lockerten Bandes, welches die Psychologie bis dahin an die Phi- losophie knüpfte. Die Philosophen mussten von jetzt au ihre