Von der Lebenskraft / eingeleitet vom Herausgeber.

Reil, Johann Christian, 1759-1813.

Date:: 1910

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Credit: Von der Lebenskraft / eingeleitet vom Herausgeber. Source: Wellcome Collection.

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Dinge, Pflanzen und Tiere, an denen sieb, ob wir ihnen gleich weder Vernunft noch Seele zusebreiben, doch deutliche Lebens- bewegungen zeigen. Eine überall im Körper verteilte Seele ist der Materie gleich, und eine einfache kann nicht geteilt werden. Doch können wir aber Teile vom Körper, das Herz und die Muskeln vom Kopfe trennen, und sie leben noch einige Zeit fort. In den abgetrennten Teilen kann die Seele [13] nicht weiter direkt Leben bewirken; sie müßte es denn in- direkt, durch eine gewisse Mischung und Stellung der Materie, tun. Geben wir dies aber zu, so geben wir die Möglichkeit einer solchen Mischung und Stellung der Materie zu, die Lebensersebeinuugen erzeugen kann. Auch müßte eine zer- streute Seele überall unmittelbar empfinden, welches den Er- fahrungen widerspricht, nach welchen das Gesicht und Gehör fehlen, weil das Gehirn verletzt ist, obgleich Auge und Ohr unverletzt sind. Vorstellungen sind der Erfahrung nach nicht anders, als in Verbindung mit Organen möglich. Von einer unmittelbaren und von Organen unabhängigen Wirkung einer Seele haben wir keine Erfahrung, also auch keinen reellen Be- grifi. Und von dieser Art müßte die Fähigkeit einer Seele sein, die sich Organe bildete, ehe Organe vorhanden sind. Materie, sagt man zwar^), sei, soweit wir sie aus Erfahrung kennen, ein totes Wesen, von welchem wir kein Leben ahleiten können. Allein belehrt uns nicht die tägliche Erfahrung, daß es eine Materie (die tierische) gibt, die Lehen hat? Warum wollen wir nicht auch in der belebten, sowie in der toten Natur, die Erscheinungen derselben der Materie zuschreiben? Etwa weil wir den absoluten Grund der Erscheinungen be- lebter Wesen nicht aus ihrer Materie erkennen können? Das können wir aber bei den toten Körpern auch nicht. Mit eben dem Rechte, mit welchem wir den Tieren eine Seele beilegen, um ihre tierische Wirkungen daraus zu erklären, [14] können wir auch für die Schwere und Kohärenz eigene Geister, annehmen, die erst der Materie die Eigenschaft, als schwere und zusammen- haftende Materie zu wirken, mitteilen. Daß wir in der toten Natur nicht die Ei'scheinungen der belebten finden, hängt von der eigentümlichen Art der organischen Materie ab, die nicht in der toten Natur gefunden wird. Können wir wohl be- sondere Eigenschaften, die einer gewissen Art der Materie 1) Schmidt, empirische Psychologie. Jena 1791. S. 432.