Die Schrift bei Geisteskrankheiten : ein Atlas / von Rudolf Köster ; mit einem Vorwort von R. Sommer.

  • Köster, Rudolf.
Date:
1903
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Credit: Die Schrift bei Geisteskrankheiten : ein Atlas / von Rudolf Köster ; mit einem Vorwort von R. Sommer. Source: Wellcome Collection.

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    jedoch in der Schriftprobe noch mehr Belege dafür. Schon in der Erfindung einer solchen Geheimschrift, deren ganzer „Witz in der völlig wahllosen Auslassung einzelner Buchstaben besteht, liegt etwas ungeheuer Einfältiges, weil dadurch dem Schreiber selbst schon nach wenigen Tagen das Verständnis seines eigenen Produktes zur Un- möglichkeit werden muß. Ferner finden sich assoziative Reime, wie „Sprengel ist ein Engel und paralogische Bezeichnungen der eigenen Person, wie hier als „Laternenwärter, wenn überhaupt bei Paranoia, dann nur im Stadium des weit fortgeschrittenen Schwachsinnes. Zuletzt muß noch die konsequent durchgeführte Fortlassung jeglicher Interpunktion hervorgehoben werden, wenn darin auch gerade kein spezifisches Zeichen von Schwachsinn erblickt werden kann. Es zeigt sich darin vielmehr dieselbe manirierte Absichtlichkeit, die der übertriebenen Kleinheit der Buchstaben zugrunde liegt. Dem- nach würde dies Symptom wieder besser für dementia paranoides, bei welcher solche „katatonische Züge sehr häufig sind, als für wirkliche Paranoia passen. So kom.men wir also durch die Analyse der Schriftprobe ganz von selber zur Lösung der eingangs offen gelassenen Frage: Paranoia mit Ausgang in Demenz oder dementia paranoides? Wir entscheiden uns trotz der äußerlich so sorgfältigen Schrift und der in der Krank- heitsgeschichte erwähnten, für Paranoia sprechenden Momente für dementia paranoides, und zwar hauptsächlich wegen der hervor- gehobenen Maniriertheiten; ferner wegen der sinnlosen Wieder- holungen und assoziativen Reime und endlich wegen der plötzlichen Änderung des Schriftcharakters am Ende des Briefes. Wenn diese Schriftprobe dennoch unter die Gruppe Paranoia hier aufgenommen wurde, so geschah es im Interesse der besseren Gegen- überstellung und differentialdiagnostischen Vergleichbarkeit dieser und der vorhergehenden Nummer.