Die Form des Himmelsgewölbes ung das Grösser-Erscheinen der Gestirne am Horizont : ein kurzer Nachtrag zu meiner Arbeit über Geometrische-optische Täuschung / von W. von Zehender.

  • Zehender, Wilhelm von.
Date:
[1899]
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Credit: Die Form des Himmelsgewölbes ung das Grösser-Erscheinen der Gestirne am Horizont : ein kurzer Nachtrag zu meiner Arbeit über Geometrische-optische Täuschung / von W. von Zehender. Source: Wellcome Collection.

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    erscheinen als sie in Wirklichkeit sind, dann mufs der Durch- messer des Mondes am Horizont gröfser erscheinen als in jeder anderen (höheren) Himmelslage. Wenn wir beispielsweise den Mond, der uns am Himmelszelt unter einem Gesichtswinkel von etAva 1° erscheint, hoch am Himmel in der Nähe des Zeniths betrachten, wo unsere Winkelschätzungen durchschnittlich zu grofs ausfallen (also 1° -j- e), dann müfste der Monddurchmesser um einen Gesichtswinkel = e gröfser sein als er ist, wenn er dem zenithwärts blickenden Auge — 1° erscheinen sollte; er er- scheint also zu klein. Umgekehrt erscheint er dem horizontal- wärts blickenden Auge unter dem Gesichtswinkel 1° — e; mithin um den Gesichtswinkel £ zu grofs. — Da indessen die Gröfse des „Gröfser-Erscheinens unter verschiedenen Verhältnissen sehr verschieden ist, so kann die Erscheinung nicht ausschliefs- lich und allein von der hier angegebenen Ursache abhängen. Wir schliefsen uns deshalb der von Helmholtz vertretenen Ansicht vollkommen an, wonach bei dem Gröfser-Erscheinen des Mondes ,,nicht ein, sondern viele Motive (atmosphärische Verhältnisse, wie Feuchtigkeit und Klarheit der Luft und die Luftperspective i „zusammenwirken, die in jedem einzelnen Falle sehr verschieden sein können. Die beiden Erscheinungen: — die vermeintlich uhrglas- förmige Gestalt des Himmelsgewölbes und das Gröfser-Erscheinen der Gestirne am Himmelsrand (letzteres freilich nur theilweise) — führen sich also leicht auf die Volkmann'sehe scheinbare Di- vergenz zweier vertical stehender Parallellinien zurück und die aus urältester Zeit herstammende Vorstellung einer kugel- förmigen Gestalt des Himmels ist deshalb weit besser berechtigt. Das Himmelsgewölbe hat für uns keine wirklichen Grenzen. Die Entfernung seiner äufsersten Grenzen ist für uns in jeder Richtung unermefslich grofs. Setzen wir die Unermefs- lichkeit sich selbst gleich, dann entsteht daraus eine Kugel von unermefslich grofsem Halbmesser. Die Kugelform hat aber auch noch das Eigenthümliche, dafs ihre sämmtlichen I Meridiane in einem Punkt — im Pol oder im Zenith — zu-1 sammentreffen. Die für den Beobachter vertical stehenden Meridiane nähern sich also zenithwärts in Wirklichkeit einander mehr und mehr; nach terrestrischer Vorstellungsweise dagegen erscheinen die Meridiankreise, wegen der unendlichen