Volume 2

Handbuch der Physiologie des Menschen fur Vorlesungen / [Joh Müller].

  • Müller, Johannes, 1801-1858
Date:
1835-1840
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Credit: Handbuch der Physiologie des Menschen fur Vorlesungen / [Joh Müller]. Source: Wellcome Collection.

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    der leimgebenden Gewebe (Zellgewebe, fibröses Gewebe, Knor¬ pelgewebe). Es kann durch Rochen in Leim aufgelöst werden. Eigenschaften des Leims Bd. I. p. 128. Hiedurch unterscheiden sich die Zellgewebcfasern durchaus von den Muskelfasern, welche in die Classe der eiweissartigen Körper gehören. Das Zellgewebe hat auch mit dem fibrösen Gewebe, Knorpelgewebe und auch mit dem elastischen Gewebe (welches beim Kochen keinen Leim giebt) das Verhalten gegen das rothe Cyaneisenkalium gemein. Seine essigsaure Auflösung wird nämlich durch Zusatz von rothem Cyan¬ eisenkalium nicht getrübt, während die essigsaure Auflösung der eweissartigen Körper, und also auch des Muskelgewebes, von ro¬ them Cyaneisenkaiium getrübt wird. Das chemische Verhalten des Zellgewebes ist oft zur Erkenntniss des Zellgewebes von AVichtiakeit, namentlich zur ünterscheiduna des contractilen Zell- gewebes von derjenigen Classe der Muskelfasern, Avelche gleich- iörmiae und nicht varicöse Fäden bilden. Doch fehlt auch im letzten Fall, z. B. an den nicht varicösen Aluskelfasern des Uterus, der , Iris, des Darmkanals, immer die charakteristische geschwungene oder wellenförmige Lage der Zellgewebefasern. Die Contractilität des dem Zellgewebe vergleichbaren Gewe¬ bes ist schon seit langer Zeit bekannt; aber man hat diese Er¬ scheinung an gewissen Theilen oft mit der Muscularcontraction verwechselt, und da eine so geringe Veränderung des Durchmes¬ sers, als sie diese Art der Contraction bewirkt, leicht über¬ sehen werden kann und schwer zu beweisen ist, so ist diese Er¬ scheinung von Einigen ganz vernachlässigt oder gar geläugnet Avor- den. Um diese Erscheinungen zu constatlren und zu studiren, geht man am zweckmässigsten von denjenigen Theilen aus, wo sie am auffallendsten sind, und avo eine genaue mikroskopische und chemische Sonderuno der Gewebe möglich ist. Am auffallend- sten ist die Erscheinung an der Tunica dartos des Hodensacks, die Avegen ihrer lebhaften Contractilität, die sie am häufigsten gegen Kälte äussert, den jXamen der Fleischhaut sich erworben hat. Die Structur derselben und ihre Stellung im Systeme der GeAvebe ist neuerlich von Jordan (Mueller’s Archio, 1834) aufgeklärt Avorden. D as Folgende ist ein Auszug dieser Untersuchungen. An der Stelle, wo an der äussern Fläche des Hodensacks oben die Falten ihren Anfang nehmen, verändert auch das Unterhautzell¬ gewebe sein Ansehen und seine Structur; die Fettzellen, Avelche am Mons Veneris noch in reichlicher Menge vorhanden sind, hö¬ ren plötzlich auf, und statt ihrer erscheint bei kräftigen Men¬ schen, deren Hodensack auch stark gerunzelt ist, ein rötliliches faseriges Gew’ebe. Die Fasern sind dehnbar und elastisch, und zu dünneren und diese zu dickeren Bündeln vereinigt, welche sämmtlich ihre Bichtung von oben nach unten nehmen, also recht¬ winklig gegen die Falten der äussern Haut gestellt sind, mit welcher sie so innig Zusammenhängen, dass sie nur mit grosser Mühe und Vorsicht davon abpräparirt werden können. Diese Bündel laufen aber nicht vollkommen parallel neben einander, sondern anastomosiren vielfach, indem von einem Bündel Par-