Volume 2

Klinisches Handbuch der Harn- und Sexualorgane / bearbeitet von K. Benda [and others] ; herausgegeben von W. Zuelzer ; redigirt von F. M. Oberländer.

Date:
1894
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Credit: Klinisches Handbuch der Harn- und Sexualorgane / bearbeitet von K. Benda [and others] ; herausgegeben von W. Zuelzer ; redigirt von F. M. Oberländer. Source: Wellcome Collection.

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    stoffhaltiger Auswurfsstoffe im Körper gegeben sei; von diesen Stoffen zeichne sich vielleicht der eine oder andere durch besondere Wirksamkeit aus. Bei sorgfältigen Untersuchungen des Harns Nierenkranker wies Fleischer nach, dass es sich wirklich bei der Urämie um eine Anhäufung von Umsatz¬ stoffen im Organismus handele; er konnte vor dem Eintritt der urämischen Erscheinungen eine bedeutende Verminderung in der Ausscheidung der N-haltigen Zersetzungsproducte, speciell des Harnstoffs, und weiterhin in der Ausscheidung der Schwefel- und besonders der Phosphorsäure nachweisen. Diejenigen Fälle, in welchen am Tage des Ausbruchs urämischer Erschei¬ nungen die Ausscheidung des Harnstoffs und in geringen Graden auch der Schwefel- und Phosphorsäure gesteigert war (s. u.), erklärt Fleischer durch die Annahme, dass gerade zu jener Zeit die Grenzen der Retention der Aus- wurfsstoflfe, innerhalb deren der Organismus sich noch indifferent verhält, überschritten wurden, sodass es einerseits dadurch zum Ausbruch der Urämie, anderseits auch zu einer reactiven Reizung der Nerven und des Herzens kam, welche wieder eine entlastende Ausscheidung der Retentionsstoflfe be¬ wirkten. Hatte Thudichum (1864) der Aufspeicherung des Urochroms eine be¬ sondere Rolle zugesprochen, so sahen Mairet und Bosi (1891) überhaupt die Harnfarbstoflfe als giftige, urämische Erscheinungen hervorrufende Sub¬ stanzen an. Wenn wir nun fragen, welche Endresultate die durch Jahrzehnte sich erstreckenden Experimente an Thieren und die Untersuchungen am Menschen, soweit sie bisher geschildert, ergeben hatten, so ist die Antwort eine wenig befriedigende. Wohl wurden einige Punkte geklärt, im Allgemeinen aber wurden Behauptungen aufgestellt, bekämpft und widerlegt. Die Ansichten bewegten sich schliesslich wieder in den Grenzen, welche schon Schottin gezogen. Dass die Retention von Um¬ satzstoffen im Körper den Ausbruch der urämischen Symptome bedinge, war die Quintessenz dieser Arbeiten. Welche Stoffe jedoch hier eine besondere Rolle spielen, wo der Angriffspunkt ihrer Wirkung liege und wie die klinischen Erscheinungen ihrer Genese nach zu erklären seien, — diese Fragen harrten ihrer Erledigung. Den Anschauungen, welche das Wesen der Urämie in einer chemischen Beeinflussung des Nervensystems durch aufgestaute Umsatzstoffe suchten, hatte Traube und früher zum Theil schon Owen Rees und Rilliet eine mechanische oder physikalische Theorie gegenübergestellt. Bei Nierenkranken ist nach Traube das Blutserum verdünnt, hydrämisch und damit zur Transsudation disponirt. Hierzu gesellt sich weiter eine Hypertrophie des linken Ventrikels, welche eine abnorm hohe Spannung im Aortensystem schafft. Steigert sich aus irgend einer Ursache plötzlich die Verdünnung des Serums oder der Druck in den Arterien noch weiter, so entsteht Hirnödem. Da aber das Blutwasser unter dem im Aorten¬ system herrschenden mittleren Druck austritt, welcher grösser ist, als der Druck in den Capillaren und Venen, so müssen diese letzteren Gefässe zusammengedrückt und ihr Inhalt um soviel verringert werden, als das