Volume 2

Klinisches Handbuch der Harn- und Sexualorgane / bearbeitet von K. Benda [and others] ; herausgegeben von W. Zuelzer ; redigirt von F. M. Oberländer.

Date:
1894
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Credit: Klinisches Handbuch der Harn- und Sexualorgane / bearbeitet von K. Benda [and others] ; herausgegeben von W. Zuelzer ; redigirt von F. M. Oberländer. Source: Wellcome Collection.

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    sowohl bei Kranken wie bei nephrotomirten Tbieren findet sich, behauptete Frerichs weiter, dieses Salz, es fehlt aber im gesunden Blut. Dies« FRERicHs’sche Theorie wurde Jahre hindurch acceptirt, obwohl ’ Henle sofort auf die Schwächen derselben aufmerksam gemacht hatte. Wo, fragte Henle, ist das Ferment, welches den Harnstoff in kohlensaures Ammo¬ niak überführt, welches ist seine Natur und wie entsteht es? Diese Fragen beantwortete Treitz dahin, dass der Harnstoff, welcher aus dem Blute in die Excrete und Secrete des Körpers übergehe, auf der Darmschleimhaut unter dem Einfluss von Gährungsvorgängen sich in kohlensaures Ammoniak umwandle. Indem dieses Salz alsdann wieder zur Resorption gelange, ent¬ stehe die Ammoniämie mit ihren Erscheinungen im FRERicns’schen Sinne. Wohl wurde dieser TREiTz’schen Ansicht, dass so Ammoniämie entstehen könne, nicht widersprochen, doch betonte Jaksch sofort, dass es nicht statt¬ haft sei, Ammoniämie und Urämie als identische klinische Symptomencomplexe zusammenzuwerfen. Die FRERicHs’sche Theorie rief nun eine Reihe von Arbeiten hervor, deren Resultate sich einmal auf Untersuchungen am Kranken, dann aber namentlich auf Thierexperimente stützten. Schottin zeigte zunächst, dass die Voraussetzungen, von denen Frerichs ausgegangen, nicht als zutreffend angesehen werden könnten. Er betonte, dass auch die Injection anderer Salze, des schwefelsauren Kali oder Natron, die gleichen Nervensymptome hervorzurufen vermöge, wie das kohlensaure Ammoniak. Die in einzelnen Fällen von Urämie in der Exspirationsluft Urämischer entdeckten geringen Mengen Ammoniumcarbonats rechtfertigten, wie er hervorhob, die Annahme einer Umwandlung des Harnstoffs in der Blutbahn nicht, denn sie könnten auch dadurch entstehen, dass Harnstoff durch den Speichel in die Mund¬ höhle gelange und hier zersetzt werde. Auch das Erbrechen ammoniakali- scher Massen sei auf eine solche Zersetzung des auf die Magenschleimhaut ausgeschiedenen Harnstoffs zurückzuführen. Wie auf der einen Seite sich gelegentlich unveränderter Harnstoff auch im Speichel der Urämischen finde, ohne dass gleichzeitig kohlensaures Ammoniak in der Exspirationsluft vor¬ handen sei, so könne letzteres auch bei andern, nicht urämischen Kranken in Folge von Zersetzung der im Munde zurückgebliebenen Nahrungsmittel sich bilden. Zu gleichen Resultaten gelangten Hoppe und Oppler. Bestritten sie ein¬ mal die Identität der bei Injection von kohlensaurem Ammoniak auftretenden Erscheinungen mit denen der Urämie, so negirten sie weiter überhaupt die Anwesenheit des kohlensauren Ammoniaks in dem Blute urämisirter Thiere. Hatte sich Petroff mit den Resultaten seiner Versuche wieder der FRERiCHs’schen Ansicht angeschlossen, so fielen die Experimente von Kühne und Strauch völlig negativ aus. Bei Anwendung einer vervollkommnten Methode, welche, falls kohlensaures Ammoniak vorhanden gewesen wäre, noch 0,0001 g desselben nachgewiesen hätte, vermochten sie im Blute Urä¬ mischer dasselbe nicht zu finden. Voit und Oertel konnten ebenfalls in den Exhalationen urämischer Hunde und Kaninchen niemals Ammoniak nachweisen. Noch einmal schien die FRERicHs’sche Theorie an Boden zu gewinnen, als es Spiegelberg gelang, in dem Blute einer schon vor dem Beginn der Geburt von eklamptischen Krämpfen befallenen Schwangeren Ammoniak nachzuweisen. Spiegelberg wurde hierdurch veranlasst, in Gemeinschaft mit Heidenhain Versuche an Hunden vorzunehmen, welche als Resultat ergaben,