Volume 1

Klinisches Handbuch der Harn- und Sexualorgane / bearbeitet von K. Benda [and others] ; herausgegeben von W. Zuelzer ; redigirt von F. M. Oberländer.

Date:
1894
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Credit: Klinisches Handbuch der Harn- und Sexualorgane / bearbeitet von K. Benda [and others] ; herausgegeben von W. Zuelzer ; redigirt von F. M. Oberländer. Source: Wellcome Collection.

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    eben jener Abscess bildet, zahlreiche kleinere gleichalte Abscesschen, während vielleicht das übrige Organ ganz gesund erscheint. Diese Ver- breitungslbrm findet sich auch bei chronischen Infectionen, namentlich der Tuberculose (tuberculöser Infarct, 184). Hämatogene Tub ercu lose der Nieren, ganz vorwiegend der Rinde, ist sehr häufig, meist die Begleiterscheinung einer Phthisis pulm., regelmässig eine Theilerscheinung bei acuter Miliartuberculose des ganzen Körpers. Meistens finden sich nur einzelne miliare Tuberkel geringer Entwicklung, seltener kommt es zu kleinen Cavernen. Gewöhnlich ist das eigentliche Knötchen von einer breiten anämischen Zone umgeben, in welcher relativ viel Leukocyten liegen. Das Knötchen ist klein, zeigt Riesenzellen und epithelioide Zellen mit Kernzerrungen, sowie centrale Nekrose in typischer Weise, letztere aber in meist geringem Grade. In den benachbarten Harncanälchenepithelien kommen Karyokinesen, auch mehrkernige grosse Zellen vor (181, 182), doch lässt sich u. E. diese Thatsache nicht dahin deuten, dass die Epithelien in die Zellen des Tuberkels übergehen. Die grösseren Herde entstehen durch Confluenz mehrerer Einzel- kuötchen. Wird ein Harncanälchen irgendwo zerstört, so geht der obere Abschnitt desselben nebst Glomerulus atrophisch secundär zu Grunde, wodurch grössere atrophische Herde mit interstitieller Wucherung und Glomerulussclerose entstehen können, die nicht auf der directen tuber- culösen Reizung beruhen. Häufig beginnt aber auch die Erkrankung am Glomerulus; man kann dann die anfangs mit Massen von Bacillen gefüllten Capillarschlingen ganz in dem die Kapsel und bisweilen auch noch das ab¬ führende Harncanälchen eine Strecke weit ausfüllenden, vom Kapselbinde¬ gewebe stammenden tuberculösen Gewebe untergehen sehen, nachdem schon in frühen Stadien eine partielle Nekrose derselben den Wucherungserschei¬ nungen vorausging (186). — Bisweilen findet sich fibröse Umwandlung der Tuberkelknötchen (181). Ueber den tuberculösen Infarct s. o. Zu den localen Entzündungen ist auch die syphilitische zu rechnen, bei welcher es sich um eine rein interstitielle Grannlationswucherung mit totalem Schwund der Harncanälchen handelt. Die charakteristisch¬ sten Bilder zeigen Nieren, welche mitten in ganz normalem, eventuell hypertrophischem Gewebe scharfbegrenzte breite Zonen tief einsinkenden derben Gewebes zeigen, welche z. B. ringförmig das Organ in der Mitte einfurchen, oder eine Spitze total einnehmen; sogar eine ganze Niere kann einer solchen Atrophie verfallen und bis auf minimale Reste ver¬ schwinden, während die andere ganz normal ist oder auch einige Schrumpfungen zeigt. In solchen frischeren Herden findet man das interstitielle Gewebe zellen¬ reich und namentlich dicht von Leukocyten durchsetzt, aber ohne eitrige Schmelzung; die Harncanälchen fehlen vollkommen oder wenigstens bis auf kümmerliche Reste, in denen noch hyaline Cylinder Vorkommen. Die Glo- meruli liegen, nur durch schmale Zonen jenes eigeuthUmlichen leukocyten- reichen Granulationsgewebes, welches mit demjenigen einer Initialsclerose Aehulichkeit hat, getrennt in grossen Massen nnd in allen Stadien der