Volume 2

Klinisches Handbuch der Harn- und Sexualorgane / bearbeitet von K. Benda [and others] ; herausgegeben von W. Zuelzer ; redigirt von F. M. Oberländer.

Date:
1894
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Credit: Klinisches Handbuch der Harn- und Sexualorgane / bearbeitet von K. Benda [and others] ; herausgegeben von W. Zuelzer ; redigirt von F. M. Oberländer. Source: Wellcome Collection.

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    nahmsweise. Das Herz ist jedesmal, schon mit Bezug auf die mikro¬ skopische Veränderung der Muskulatur, sorgfältig zu untersuchen. Die etwaige, immerhin ausnahmsweise vorkommende Volumszunahme der Mus¬ kelsubstanz und der Herzhöhlen werde ich bei der Analyse der klinischen Symptome besprechen. Dagegen möchte ich kurz auf eine rein patho¬ logische Erscheinung hinweisen, welche Bartels wohl zuerst erwähnt hat, und welche ich in den Charite-Annalen auch bereits eingehend be¬ sprochen habe, die Thrombose einer oder beider Nierenvenen in den Leichen amyloider Individuen. Ich weiss nicht, wieviel dem Zufall zu¬ zuschreiben ist, dass auch ich verhältnissmässig häufig in den Venen amyloider Nieren Thrombosen angetroffen habe. Wie viel bei dieser Complication auf den Marasmus der betreffenden Individuen, wie viel auf die Verlangsamung der Blutströmung durch die Nieren Werth gelegt werden muss, lässt sich nicht entscheiden; jedenfalls steht die grössere Häufigkeit der Complication gegenüber anderen Formen der Nephritis fest. Es handelte sich in meinen 5 Fällen stets um einseitige, aber sehr ausgedehnte Thrombosen, welche zweimal nicht nur den Stamm der Ven. renal, absolut verschloss, sondern sich weit in das Nierenparenchym hinein erstreckte. Die betreffenden Nieren waren hellgrau und zeigten keine Spur einer cyanotischen Beschaffenheit. Aus der Möglichkeit, solche Nieren vollständig zu injiciren, und aus dem Fehlen aller klinischen Erschein¬ ungen geht hinlänglich hervor, dass Collateralbahnen in genügender Anzahl sich bei dem langsamen Verschluss der Hauptvene gebildet hatten. Das Herz wird meist klein und atrophisch gefunden; in den seltenen Fällen von Hypertrophia ventr. sin. kommt diese Complication meist auf die gleichzeitig vorhandene Schrumpfniere. Makroskopisch kann man die amyloide Degeneration der Nieren ausser an dem eigenthümlichen Glanz, welcher die als sogenannte Speck¬ niere bezeichnete Form charakterisirt, vorzugsweise an den Farbenreac- tionen erkennen, welche gewisse Reagentien und Farbstoffe auf amyloid verändertes Gewebe jeder Art und Gattung ausüben. Hier ist ausser der schon erwähnten Braunrothfärbung bei Zusatz von Jodjodkaliumlösung und Violett- bis Blaufärbung bei Zusatz von Schwefelsäure und Chlorzink noch wesentlich die intensive und leuchtende Rothfärbung zu erwähnen, welche amyloides Gewebe bei Zusatz von Methylviolett annimmt (Heschl, Jürgens, Cornil). Auch andere Anilinfarben, so namentlich das Methylgrün (Curschmann) sind empfohlen, leisten aber weniger. Wenn man über die gut ausgewaschene Schnittfläche Jodlösung giesst, so sieht man die amyloid degenerirten Gefässe, namentlich auch die Glomeruli, deutlich rothbraun werden. Auch wenn man von frischen Nieren Schnitte mit dem Doppelmesser anfertigt und diese in ein Schäl¬ chen mit Methylviolettlösung hineinthut, so kann man nach kurzer Zeit die charakteristische Rothfärbung der entarteten Gefässe erkennen.