Volume 1

Klinisches Handbuch der Harn- und Sexualorgane / bearbeitet von K. Benda [and others] ; herausgegeben von W. Zuelzer ; redigirt von F. M. Oberländer.

Date:
1894
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Credit: Klinisches Handbuch der Harn- und Sexualorgane / bearbeitet von K. Benda [and others] ; herausgegeben von W. Zuelzer ; redigirt von F. M. Oberländer. Source: Wellcome Collection.

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    alle Abschnitte stets gleichzeitig (22), manche Sectoren scheinen zu ruhen, während die anderen secerniren. Reflectorisch erregt werden die Nierenvasomotoren durch alle sen¬ siblen Eingriffe, experimentell z. B. durch Reizung des centralen Stumpfes des Ischiadicus, Vagus, Halssympathicus, der lutercostal- nerven u. s. w. (21). Eine directe Reizung des Centrums wird durch Kolilensäure-Anhäufung im Blut ausgelöst (17). Pathologische Reize in der Vasoniotorenhahn. Die peripheren Fasern scheinen durch chronische Bleivergiftung direct gereizt zu werden, daher die Harnverminderung parallel den Kolikanfällen des Darmes (18). Nebennierenerkrankungen können ebenfalls die durchtretenden Splanchni- cusfasern reizen und Oligurie bewirken (37). Die Centra in der Med. obl. und spinal, werden durch die Kohlensäure bei der Erstickung, durch das abnorm warme Blut im Fieber (35), durch Strychninvergiftung und das Tetanusgift, und wohl auch bei der Eclampsia parturientium (21) in Erregung versetzt. Von Affectionen des Gehirns kann Hysterie zu tage-, selbst wochenlangem Angiospasmus mit Anurie führen (15). Epileptische An¬ fälle, Geisteskrankheiten, Gehirnerschütterung, Shok, Coma u. s. w. sind nicht selten von Albuminurie gefolgt und man darf bei vielen dieser Fälle wohl einen vorübergehenden Gefässkrampf für die Schädigung des Nierenepithels verantwortlich machen. Reflectorische Reize. Erkrankungen der einen Niere können re¬ flectorisch einen Gefässkrampf in der zweiten und damit selbst tage¬ lange absolute Anurie bedingen, am häufigsten tritt dies bei einseitiger, heftiger Nierenkolik durch Einkeilung eines Steines in den Ureter ein (16. 8.), es kommt aber auch nach Nierencontusion, bei Digitalerweite¬ rung von Nierenwunden, nach Nephrectomie, bei narbiger Schrumpfung des Nierenstumpfes u. s. w. vor (36). Noch öfter geben Affectionen anderer Unterleibsorgane die Ursache ab, Darmkolik, Brucheinklemmung, Darmperforation, Uterinleiden u. s. w. Lähmung der Nierenvasomotoreu macht während ihrer Dauer Polyurie oder Diabetes insipidus, falls der Blutdruck für eine Steigerung der Harn¬ menge hoch genug bleibt. Reizung von Vasodilatatoren kann zu den¬ selben Erscheinungen führen. P^ür eine Angioparese spricht dann 1., wenn zugleich andere Lähmungen, zumal im Gefässsystem vorhanden sind, 2., wenn degenerative oder destructive Processe in der Vasomotoren¬ bahn sich finden, 3., wenn Gefässkrampf mit Oligurie und Albumin¬ urie voranging, und 4., wenn die Polyurie sich durch sehr lange Zeit¬ räume unverändert erhält, da ein Reizungszustand wenigstens zeitweise nachlassen würde. Application der Anode auf das Centrum genitospinale und den Splanchnicus macht den Urin reichlicher und heller (19). Bei Wander-