Volume 2

Klinisches Handbuch der Harn- und Sexualorgane / bearbeitet von K. Benda [and others] ; herausgegeben von W. Zuelzer ; redigirt von F. M. Oberländer.

Date:
1894
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Credit: Klinisches Handbuch der Harn- und Sexualorgane / bearbeitet von K. Benda [and others] ; herausgegeben von W. Zuelzer ; redigirt von F. M. Oberländer. Source: Wellcome Collection.

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    Die in Rede stehende Entartung besteht in der Einlagerung einer eigentümlichen, im tierischen Organismus unter normalen Verhältnissen nicht vorkommenden Substanz*) in die Getässwand. Diese Substanz, welche durch einen eigentümlichen Glanz, durch besondere anderwei¬ tige physikalische und chemische Eigenschaften scharf charakterisirt ist, wurde verhältnissmässig spät, in den 50er Jahren, entdeckt. Vorher kannte man diese Form der Nierenveränderung zwar auch, unterschied sie aber nicht scharf von den anderen Formen des Morbus Brightii, ob¬ gleich die Häufigkeit ihres Vorkommens bei Phthisikern schon Bright bekannt war. Frerichs beschreibt sie als besondere Form der chroni¬ schen Nierenentzündung unter dem Namen des Morbus Brightii cachecti- corum. Erst durch Rokitansky wurde sie im Jahre 1842 unter den vielen Formen des Morbus Brightii als „Speckniere“ abgesondert, ohne dass es diesem Autor gelang, die charakteristischen Erscheinungen auf¬ zufinden**). Dies gelang erst 1853 Meckel, indem er die Reaction des Amyloids, welches sich auf Zusatz von Jod rotbraun und bei weiterem Zusatz von Schwefelsäure oder Chlorzink blau bis violett färbt, ent¬ deckte, dasselbe aber für eine dem Cholestearin analoge Substanz er¬ klärte. Einen weiteren sehr bedeutenden Fortschritt in der Aufklärung der fraglichen Substanz verdanken wir Virchow, welcher die Meckel- sche Ansicht widerlegte und die Substanz auf Grund der erwähnten chemischen Reaction für einen der pflanzlichen Cellulose chemisch nahe¬ stehenden Stoff erklärte und derselben den Namen der Amyloidsubstanz beilegte. Dass auch diese Auffassung von der Natur des fraglichen Kör¬ pers noch nicht richtig war, sondern dass derselbe eine N-haltige Sub¬ stanz sei und den Eiweisskörpern zugerechnet werden müsse, bewies dann Kekule, während Kühne und Rudneff die hohe Widerstands¬ fähigkeit des Amyloids gegenüber dem Magensafte erkannten. Die che- *) Carl Schmidt hat in Ascidien, einer verhältnissmässig sehr niedrigen Classe der wirbellosen Thiere, die bis dahin nur bei Pflanzen bekannte Cellulose als Bestand- theil der thierischen Gewebe entdeckt, was von Kölliker, Löwig, Schicht und Hux- let bestätigt worden ist. Die weitere Entdeckung, welche Gottlieb bei Euglena viridis machte, dass dieses Infusorium Paramylum, einen dem Stärkemehl isomeren Körper enthält, betraf noch mehr ein Geschöpf aus den niedersten Classen des Thier¬ reiches. Bei Wirbelthieren dagegen war nichts Aehnliches bekannt, und nur die Ent¬ deckung Cl. Bernard’s, dass die Leber Zucker erzeugt, konnte daran erinnern, dass auch die Substanz der Stärkereihe einen Repräsentanten im Thierkörper besitzen möchte. **) Im Gegentheil scheint er den Namen nicht so sehr auf Grund der äusseren Er¬ scheinung, namentlich des Glanzes, als der supponirten Fettintiltration gewählt zu haben. Gegen diese Anschauung erhob Frerichs Einsprache, indem er in seiner Monographie der Bright’schen Krankheit schrieb: „Ich habe den Fettgehalt der sog. Speckniere chemisch zu wiederholten Malen bestimmt und immer sehr klein gefunden, 0,17 bis 0,21%. Der äussere Anschein hat in diesem Falle die Wiener Aerzte zur Annahme einer Fettablagerung und zu weiteren Analogien geführt, welche keinen Halt finden.*4