Beiträge zur Anatomie des Menschen mit Beziehung auf Bewegung. 1. Heft / von Phil. Jak. Wilhelm Henke.

  • Henke, Philipp Jakob Wilhelm, 1834-1896.
Date:
1872
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Beiträge zur Anatomie des Menschen mit Beziehung auf Bewegung. 1. Heft / von Phil. Jak. Wilhelm Henke. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    7/68
    Einleitung. Untersuchungsverfaliren. Allgemeine Begriffe. Das lockere Bindegewebe war bekanntlich das Stiefkind der älteren Anatomie. Sie behandelte dasselbe, ebenso wie es noch heute die althergebrachte Praxis des Präparirsaales thut, nur als den Dreck, der abgestreift werden muss, um die eigentlichen Organe in ihrer Reinheit darzustellen. Bichat machte aus diesem Abfall ein eigene? Organsystem, welches er in seiner allgemeinen Anatomie an die Spitze aller anderen stellte. Er schilderte die Anordnung desselben nicht nur nach der verschiedenen Art seiner Anlehnung an andere Organe, sondern auch für sich („independamment des Organes“) nach seinem ein- heitlichen Zusammenhänge durch den ganzen menschlichen Körper, und knüpfte dann daran die allgemeine Darstellung der Elemente und Functionen seines Gewebes. In diesem letzteren Sinne ist und wird der von ihm eingeschlagene Weg von der modernen Histologie mit den fruchtbarsten Untersuchungen über das Bindegewebe und die Functionen desselben, zumal in den pathologischen Processen, weiter verfolgt. Die descriptive Behandlung der in sich zusammenhängenden Verbreitung desselben zwischen den com- pacteren Organen hindurch, wie sie Bichat bereits skizzirt hat, ist noch heute nicht als selbständiges Stück der speciellen Anatomie eingebürgert. Die einschlagenden Notizen, an welchen es gleichwohl natürlich keineswegs ganz fehlt, finden sich mehr zerstreut in der Beschreibung der anderen Organe, welche vom lockeren Bindegewebe umhüllt sind, oder der festeren Bindegewebsmembranen, welche in demselben Abgrenzungen machen, und hieraus lassen sich die neben und zwischen jenen offen bleibenden Zusammenhänge der mehr oder weniger frei communicirenden Spalträume mehr oder weniger entnehmen. Aber die selbständige Bedeutung dieser ihrer Communicationen verdient wohl von Neuem auch eine einheitlich zusammenfassende Darstellung, und bei dem Versuche einer solchen wird sich, wie immer in ähnlichen Fällen, ergeben, dass sie doch nicht blos aus einer veränderten Anordnung bekannter Einzelheiten herzustellen ist, sondern eine Ergänzung durch neue Anschauungen bedürfen und hervorrufen muss. Freilich liegt es, wenn wir uns rein an die anatomische Untersuchung der normalen Verhältnisse halten, in der Natur des Gegenstandes, dass er uns, sobald wir ihn für sich allein zu betrachten versuchen, unter den Händen entgleitet, weil sich die lockeren Bindegewebsschichten nicht ebenso zwischen den anderen Organen herauspräpariren lassen, wie umgekehrt. Sie zerfallen mit ihrer Bioslegung durch Ent- fernung der umgebenden Theile voneinander zugleich selbst in sich; sie lassen dagegen, wenn die umgebenden Theile noch um sie her zusammenschliessen, gerade das, worauf doch ihr einheitlicher Zusammenhang beruht, die grössere oder geringere Ausdehnungsfähigkeit der Zwischenräume, welche sie erfüllen, der normaler Weise leeren Spalten, welche sie selbst noch einschliessen, nicht anschaulich erkennen. Bichat sagt: „ce riest que dans les inßtrations sereuses, dans les fusees de pus, dans Vetat pathologique en un mot, que la permedbüite cellulaire devient apparente.“ Die Bedingungen derselben sind freilich im normalen Körper schon gegeben, in der Leiche zu erkennen an der grösseren oder geringeren Leichtigkeit, mit welcher sich die umgebenden Theile auseinanderreissen lassen; aber um von der Schätzung dieser Möglichkeit und ihres Widerstandes zu einem anschaulichen Bilde überzugehen, muss sie in eine grössere oder geringere Raumausdehnuug übersetzt werden, und diese tritt uns selbst erst vor Augen, wenn sie einen Inhalt erhalten hat. Daher muss die speciell anatomische Behandlung des lockeren l»