Grundriss der klinischen Balneotherapie : einschliesslich der Hydrotherapie und Klimatotherapie für praktische Ärzte und Studirende.

  • Kisch, E. Heinrich (Enoch Heinrich), 1841-
Date:
1883
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Credit: Grundriss der klinischen Balneotherapie : einschliesslich der Hydrotherapie und Klimatotherapie für praktische Ärzte und Studirende. Source: Wellcome Collection.

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    schaftlichen Sinne; gewöhnlich werden als Thermen nur jene Quollen bezeichnet, welche sich durch hohe Wärmegrade auszeichnen. — Diese höhere Temperatur der Mineralwässer ist durch die grössere Tiefe der durchflosseuen Erdschichten oder durch vulcanische Pro- cesse bedingt. In den Erdschichten nimmt die allgemeine Erdwärme von einer gewissen Tiefe gegen das Erdinnere progressiv zu und zwar fast gleichmässig bis zu Tiefen von 1000 Metern und darüber. Das Gesetz der Erdwärme, welches schon seit langer Zeit bekannt ist, hat auch durch neuere Forschungen seine Bestätigung gefunden und es gilt noch immer feststehend, dass unter einer Erdschichte von schwanken- den Temperaturen, deren .Schwankung in der Regel von der Jahreszeit und von der Insolation abhängt und deren Bestimmung mit der Er- mittlung der mittleren Jahrestemperatur des betreffenden Ortes gleich- bedeutend ist, die Temperaturzunahme auf je 30 Meter senkrechter Tiefe nahezu 1° C. beträgt. Hätte ein Ort unserer Breiten z. B. die mittlere Jahrestemperatur von 7° C. und wäre die Schichte der schwankenden Wärmeverhältnisse nur 10 Meter dick, so würden wir ebenda in einer Tiefe von 40 Meter eine Temperatur von 8° C, in einer Tiefe von 70 Meter 9° C, von 310 Meter eine Temperatur von 17° C. zu erwarten haben u. s. w. Thermen von höherer Wärme entstammen daher tieferen Erdschichten und sie würden den Wärmegrad und die Tiefe dieser Schichten genau anzeigen können, wenn sie nicht oft mit kaltem Wasser gemengt, an die Oberfläche treten würden. Jene Mineralwässer, die mit einer niedri- geren Temperatur als der mittleren Bodentemperatur zu Tage treten, kommen hingegen aus den Lagen der in ihrer Temperatur variablen Bodenschichte, die der Sonnenwärme mehr oder weniger entrückt sind, wobei selbstverständlich die Speisung durch schmelzendes Eis in Anschlag zu bringen ist und auf jene Räume Rücksicht genommen werden inuss. in denen etwa wie in den sogenannten Eishöhlen und Wetterlöchern durch Verdampfung des Wassers eine örtliche Temperaturerniedrigung eintritt. Die Wärmegrade der Thermen erreichen oft sehr hohe Grade. So zeigt der Geyser auf Island 100° C. In Africa gibt es Thermen von 97— 100° C. Zu Savu-Savu auf den Frojers-Inseln ist eine grosse Zahl warmer Quellen von 93 — 98,7° C. Die Thermen der Pyramides Lakes in Amerika sind 97,8° wann, wie die von C'aldeira auf den Azoren. Die Aguas de Comargillas in Mexico sind 96,G° C. warm. Dass die gegenwärtig allgemein giltige Anschauung der Entstehung der Thermal- wässer durch die Erdwärme und nicht die Annahme localer chemische! l'rocesse als Ursache der hohen Temperatur der Quellen berechtigt ist, zeigt nicht nur die Verbreitung der Thermen unter allen Breiten der Knie, im höchsten Norden, wie unter den Tropen, sondern auch die in jüngster Zeit wiederholt vorgenommene künstliche Erbohrung heisser Mineralquellen. Glänzende Beispiele gaben die von Z s i gm o n d y jüngstens erzielten Erfolge artesischer Brunnen in Ungarn, so im Jahre 1878 die Erbohrung einer Therme von 73,87° C. aus einer Tiefe von 970,48 Meter. Zuweilen verdanken aber die Thermen ihre Entstehung auch vulcanisclien Processen, welche als Nachzügler einer erloschenen Thätigkeit noch mit Entwicklung von heissen Dämpfen einherziehen. Ob eine Therme mit vielen gelösten Bestandteilen oder nur stonarm zu Tage tritt, das hängt zumeist von der Dauer ihres Bestan-