Klinische Beobachtungen aus der Augenheilanstalt zu Wiesbaden. 1.[-2.] Heft / mitgetheilt von Hofrath Dr. Pagenstecher und Th. Saemisch.

  • Augenheilanstalt zu Wiesbaden.
Date:
1861-1862
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Credit: Klinische Beobachtungen aus der Augenheilanstalt zu Wiesbaden. 1.[-2.] Heft / mitgetheilt von Hofrath Dr. Pagenstecher und Th. Saemisch. Source: Wellcome Collection.

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    der Grenze standen, wurde das Einführen der Sonden probatorisch vor- genommen, führte dasselbe nicht zum Ziel, so wurde wie in allen hoch- gradigen Fällen von Ausdehnung des Sacks zur Verödung desselben ge- schritten. Die durch Indurationen bedingten Stenosen waren mit weni- ger sicherem Erfolg durch das Bowmann’sehe Verfahren anzugreifen, fast ohne jeden Erfolg diejenigen, welche durch Knochenleiden bedingt waren. Hier wurde zur Obliteration des Sacks geschritten, im Ganzen wurde dieselbe 10 mal vorgenommen. Das hierzu angewendete Verfahren bestand zunächst in der Verschliessung der Thränenröhrchen (mittelst der armirten Sonden). Darauf wurde der bis in die Kuppe geöffnete Sack zu wiederholten Malen mit lapis infernalis geätzt; Ferrum candens wurde in einigen Fällen auch dazu benutzt. Die Verödung mittelst Chlorzinkpillen erwies sich als unsicher und langwierig. In mehreren Fällen, in welchen das Bowmann’sche Verfahren zur Anwendung kam, wurde eine Beobachtung gemacht, die nicht als zufällig angesehen werden kann. 5 Patienten, welche durch das Einlegen der Sonden von ihren Leiden befreit, sich später wieder in der Anstalt vor- stellten, hatten neue Klage zu führen, da das alte, vollständig verschwun- dene Uebel wieder zu kehren schien. Bei dem Versuche, die Sonde in das untere Thränenkanälchen einzufi hren, fand sich eine vollständige Verschliessung desselben, die nahe der Mündung desselben in den Sack lag. Sicherlich hatte hier der durch das Einlegen der Sonden auf die Schleimhaut des Canälchens ausgeübte Reiz (das Canälchen wird ja durch die Sonde vollständig aus seiner horizontalen Lage in eine verticale übergeführt) zu einer Entzündung geführt, welche den Verschluss zur Folge hatte. Ein solcher Verschluss des Thränenkanälchens, der nicht in Folge der Sondirung, sondern eines ulcerösen Prozesses eingetreten war, gab Veranlassung, den Versuch zu machen, durch Perforirung der Thränensackwand und Offenerhaltung der Wunde einen Abfluss der Thränen in den Sack zu vermitteln. Bei einer 30 jährigen Patientin hatte sich neben mehrfachen Symptomen der constitutioneilen Lues beiderseitig Chorioiditis mit Glaskörpertrübungen entwickelt; sie klagte zugleich über beständiges Thränen des linken Auges. Beide Canaliculi lacrym. fanden sich dicht an ihrer Mündung in den Sack obliterirt; auf dem Sacke selbst entsprechend dieser Stelle eine narbige Contractur, der Rest einer früher hier bestandenen Ulceration. Ohne Anwendung einer Gewalt gelang es mit der Sonde Nr. I. den Verschluss des oberen Thränencanälchens zu perforiren; hierauf wurde die Thränensackwand auf der weiter vorgeschobenen Sonde dicht unter der Caruncula mittelst der Scheere eingeschnitten und in diese Oeffnung