Joseph Lister's erste Veröffentlichungen über antiseptische Wundbehandlung (1867, 1868, 1869) / übersetzt und eingeleitet von Friedrich Trendelenburg.

  • Lister, Joseph, Baron, 1827-1912.
Date:
1912
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Credit: Joseph Lister's erste Veröffentlichungen über antiseptische Wundbehandlung (1867, 1868, 1869) / übersetzt und eingeleitet von Friedrich Trendelenburg. Source: Wellcome Collection.

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    Hippokrates, Celsus, Galen, Guy de Cliauliac (Montpellier 1363), Ambroise Pare (1545) bis zu Heister (Altorf 1718), A. G. Richter (Göttingen 1797), Rust (1836), Stromeyer, Pirogoff (1864) durch, so wiederholen sich im wesentlichen immer dieselben Lehren. So sagt der treffliche A. G. Richter: Gequetschte Wunden können nicht ohne Eiterung geheilt werden, außer bei sehr geringer Quetschung; fremde Körper verhindern die „geschwinde Vereinigung“; aus gleichen Ursachen können Wunden, in welchen ein Gefäß unterbunden ist, nicht ganz vereinigt werden; Schußwunden bluten wenig, deshalb muß zur Verhütung zu starker Entzündung ein Aderlaß gemacht werden. Auch Stromeyer, dessen Lehrbuch der Kriegschirurgie noch 1866 unser militärärztlicher Ratgeber war, hielt bei Schu߬ frakturen eine antiphlogistische Behandlung für die Hauptsache, man dürfe sich vor Aderlässen nicht scheuen, Blutegel allein seien nur ein miserables juste milieu. Die Indikation zur Am¬ putation machte er z. T. davon abhängig, ob Eis und Blutegel für eine konservierende Behandlung zur Verfügung standen, oder nicht. Nach Pirogoff sind „alle darüber einig, daß die Eiterung in Schußkanälen unvermeidlich ist“. Hier und da taucht in der älteren Literatur eine Bemer¬ kung auf über den schädlichen Einfluß der Luft auf Wunden. (Guy de Chauliac, Pare, Heister u. a.) Aber es ist dabei weniger an eine die prima intentio hindernde eitererregende Wirkung auf frische Wunden gedacht, als an eine faulige Zer¬ setzung des Eiters durch Berührung mit der Luft, besonders mit einer mit Miasmen geschwängerten und verdorbenen Luft, wodurch der Eiter seine Eigenschaft als pus bonum et lauda- bile oder eines „zur Anwachsung des Eleisches“ nützlichen „Balsams“ (Heister) verliert, und Eaulfieber herbeigeführt werden kann (Pare). Heister rät, die Luft von den Wunden abzuhalten, indem man den Verbandwechsel möglichst schnell besorgt und die Wunde mit Oharpie und Wundbalsam voll¬ ständig ausfüllt. Ebenso A. G. Richter. John Bell auf der anderen Seite betont die Unschädlichkeit der Luft für die Ge¬ webe, indem er auf dieselbe Beobachtung hinweist, welche Lister zur Stütze seiner Theorie von dem Keimgehalt der Luft und der Filtration der Luft bei dem Durchstreichen durch enge Röhren benützte, die Beobachtung, daß das subkutane Emphysem auch bei ausgedehnter Aufblähung des Körpers mit Luft keine Entzündung und keine Eiterung hervorruft.