Ueber Jodbasedow / von Theodor Kocher.

  • Kocher, Emil Theodor, 1841-1917.
Date:
[1910?]
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Credit: Ueber Jodbasedow / von Theodor Kocher. Source: Wellcome Collection.

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    die ohnehin schwierigen Operationen nicht leichter, im Gegentlieil giebt es Fälle, wo die Operation contraindicirt ist, wie hei schwerem primären Basedow, weil bereits secundäre organische Veränderungen des Herzmuskels, der Leber, Nieren, des Pankreas hinzugetreten sind. Dann darf man nicht vergessen und das betonen wir speciell, dass die Parenchymveränderungen, welche zu Hypersecretion führen, nicht nur die colloiden Antheile des Kropfes zu betreffen brauchen, sondern — ja vielleicht vorwiegend — das zwischen den Colloidknoten oder im anderseitigen Lappen befindliche hyper- plastische Schilddrüsengewebe. In solchen Fällen kann man Er- fahrungen machen, wie sie Gauthier in einem Falle beschreibt, bei welchem sich nach Verabfolgung zu starker Joddosen durch einen Apotheker acut das Bild eines typischen Basedows entwickelte. Nach Besserung der Erscheinungen durch Buhe und Ergotin entschloss sich die Patientin nach 2—3 Monaten, sich operiren zu lassen. In weniger als 24 Stunden trat Exitus letalis ein ohne Blutung, ohne Fieber, bloss unter extrem rapider Herzthätigkeit und Dyspnoe; „ohne organische Läsion bei der Autopsie“ — 51empoisonnement thyreoidien suraigu“ — ganz wie in den schwersten Fällen des sog. klassischen oder neurotischen Basedows. Das wahre Wohl eines Patienten mit grossem, drückendem und speciell tief reichendem Kropf, ganz speciell allen intra- thoracischen Formen (auch den bloss partiellen) wird dadurch ge- wahrt, dass man es nicht darauf ankommen lässt, ihnen durch die Therapie zu den sonstigen starken und bedenklichen Beschwerden noch diejenigen eines Jodbasedow hinzuzufügen, sondern Abstand nimmt von der üblichen Jodtherapie, sobald man sich überzeugt hat, dass kleine Dosen binnen weniger Wochen nicht einen zweifel- losen und befriedigenden Erfolg erzielen. Gerade bei in die Thoraxapertur reichenden Kröpfen sind secundäre Veränderungen durch die hier häufigen Circulations- störungen und Blutungen ein ganz gewöhnlicher Befund und Jod kann nicht mehr wirken. Vollends, wo ein tiefer Kropf oder ein Kropf überhaupt schon zu Symptomen von Kropfherz geführt hat, sollte die Jodtherapie ausgeschlossen sein von vornherein. Denn es ist nicht leicht zu entscheiden, wie viel Antheil an dem Zustande- kommen des Kropfherzens die mechanischen Störungen in Rose’s Sinne oder schon leichte thyreotoxische Einflüsse nach Kraus haben.