Das Kleinhirn : neue Studien zur normalen und pathologischen Physiologie / von Luigi Luciani ; deutsche Ausgabe besorgt von M.O. Fraenkel.

  • Luciani, Luigi, 1840-1919.
Date:
1893
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Credit: Das Kleinhirn : neue Studien zur normalen und pathologischen Physiologie / von Luigi Luciani ; deutsche Ausgabe besorgt von M.O. Fraenkel. Source: Wellcome Collection.

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    Hiind Y. — Ausgewachsen, jung, von 4500 Gramm Gemcht. 9. Februar 1889. — Nach blosser Morphiuminjektion wird das ganze Kleinhirn abgetragen. Bei Anlegung der Knochenlücke bedeutender Bluterguss; im ganzen jedoch gelingt die Operation ohne weiteren Unfall. Mit dem von mir geänderten neuen Operations- verfahren, das ich eingeführt habe, gelingt es, die gamze Bautengrube deutlich freizulegen, in deren Tiefe man die Mündung des Aquaeductus Sylvii in den vierten Ventrikel erblickt. Man bestreut die Wunde mit etwas Jodoform, bevor man sie näht. Entfesselt ist das Tier recht unruhig, streckt die Yorderbeine steif aus und macht klonische rhythmische und alternirende Bewegungen mit beiden Hinterfüssen. Die Nacken- muskeln sind in starker Kontraktur und Hals und Kopf nach hinten gezogen. Einige Minuten später wird das Tier von einem epileptischen Anfall betroffen, der mit Bewegungen der Zunge und Kaumuskeln beginnt, bald aber sich ausbreitet und allgemein wird. — Nach kurzer Pause stellt sich ein zweiter Anfall und danach Status epilepticus ein, der sich durch rhythmische Stösse der Extremitäten, Kaubewegungen und beständiges schaumiges, klebriges Speicheln kundgiebt. — Man überlässt das Tier während der Nacht sich selbst in einem Hängebett in der Nähe des Ofens, die Beine an die vier Ecken des Bettes leicht gebunden, um es in aufrechter Lage zu erhalten und Tim zu ver- hindern, dass es sich Schaden thue und intrakranielle Blutung hervorrufe. 10. Eebruar. — Gegen alle Erwartung ist das Tier heute ruhig und sehr lebhaft. Wenn man ihm nicht zu nahe kommt, zeigt es keine Kontraktur. Keine Neigung zum Kotieren um seine Achse. Berührt man es, so versucht es, zubeissen; ist unruhig; macht deutlich Versuche, sich aufzurichten, imi zu flüchten, vermag aber nur von einer Seite der Schwebe zur anderen sich herum zu wälzen. Um zu verhüten, dass es das von freien Stücken thue, wird es wieder an den vier Beinen mit Schleifen lose gebunden. 11. Februar. — Heute morgen fanden wir das Tier tot. Ursache unbekannt. Leichenschau. — Nach Blosslegung von Gehirn und Eückenmark zeigt sich sehr starke Kongestion der ganzen Cerebro-Spinalachse, starke diffuse Hämorrhagie, die die Kleinhirnhöhle ausfüllt und längs des Eückenmarkes hinabreicht. Die Exstirpation des Kleinhirns war aufs vollständigste gelungen, wie man es nur wünschen kann. Nach der Exstirpation der ganzen Kleinhirnmasse, wie die Sektion sie darthat, zeigen sich folgende Reixersdieimingen: Tonische Streckung der beiden Yorderbeine; klonisch alternierende Bewegungen der Hinterbeine; Strecken des Kopfes und Halses nach oben und hinten durch tonische Kontraktion der Nackenmuskeln ; wiederholte allgemeine epileptische Anfälle. Hund Z. — Jung; blond; gekreuzte Easse. Gewicht 5770 Gramm. 16. Juni 1886. — Nach vorausgeschickter Narkotisierung mit Morphium und Chloral wird das Kleinhirn ohne den geringsten Blutverlust freigelegt. Dann wird unter sehr bedeutender Blutung, die das vollkommene Gelingen der Operation zweifelhaft macht, das ganze Kleinhii-n exstirpiert. Entfesselt bringt das Tier seine beiden Vorderbeine in sehr starke tonische Streckung und streckt auch die Hinterbeine, doch weniger stark. Gleichzeitig kontrahiert es die Nackenmuskeln, jedoch in massigerem Grade als gewöhnlich. Auf das Schwebebett gebracht, bleibt es ruhig. Wenn man sich ihm nähert oder es berührt, so stellen sich die bewussten Kontrakturen ein. 17. Juni. — Die Kontraktur der vier Extremitäten dauert fort und wird noch stärker, wenn man dem Tier nahe kommt. Seine Augen stehen weit offen, die Pupillen sind er- weitert, Nystagmus und Schielen gering. — Künstliche Ernährung mit Müch. 18./19. Juni. — Kontraktur der Beine dauert fort, nur schwächer geworden auf den Hinterbeinen. — Nystagmus und Schielen des rechten Auges nach aussen, Bindehautkatarrh.