Grundriss zum Studium der Geburtshülfe ... / von Ernst Bumm.

  • Bumm, Ernst, 1858-1925.
Date:
1907
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Credit: Grundriss zum Studium der Geburtshülfe ... / von Ernst Bumm. Source: Wellcome Collection.

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    über. Mauriceau berichtet in seinen Observationen (Nr. XXVI) von ihm, dass er bei seiner Anwesenheit in Paris im August 1670 sich erbot, eine alte Erst- gebärende, deren Becken offenbar hochgradig verengt war und an der Mauri- ceau selbst im Laufe von acht Tagen seine Kunst vergeblich versucht hatte, innerhalb einer halben Viertelstunde zu entbinden. Chamberlen arbeitete drei Stunden und brachte nichts zu Stande, die Frau starb 24 Stunden später unent- bunden und hatte, wie die Sektion ergab, vielfache Zerreissungen der Gebär- mutter, die von den Instrumenten Chamberlen's herrührten. Nach diesem miss- glückten Versuch war von einem Verkauf des Geheimnisses, das Chamberlen dem Leibarzt des Königs um 10000 Thaler angeboten hatte, nicht mehr die Rede. Chamberlen kehrte nach London zurück, wo er sich durch die Uebersetzung der Werke Maurice au's einen grossen Namen machte und einer ausgedehnten Praxis erfreute. Der unruhige Geist seines Vaters scheint aber auch auf ihn über- gegangen zu sein, er musste, als ein von ihm gegründetes Bankunternehmen ver- kracht war, Schulden halber nach Holland fliehen. Hier verkaufte er die Zange an Roonhuysen, von dem sie an das Collegium medico-pharmaceuticum in Amsterdam kam, das wieder Schacher mit dem Instrument trieb und nur solchen Aerzten die Ausübung der Geburtshülfe gestattete, welche sich vorher um schweres Geld in den Besitz des Geheimnisses gesetzt hatten. Und als endlich zwei Aerzte dasselbe erwarben, um es zu veröffentlichen, da stellte sich heraus, dass sie noch dazu betrogen worden waren, man hatte ihnen nur die eine Hälfte der Zange, den Hebel, verkauft! Vielleicht vom Hörensagen auf die Zange aufmerksam ge- worden, jedenfalls aber ohne genauere Kenntniss derselben hat der Genter Chirurgus Palfyn das Instrument zum zweiten Male, aber in viel weniger voll- kommener Form erfunden und 1723 selbst zu Fuss nach Paris gebracht, um es der dortigen Akademie vorzulegen. Unterdessen war das Chamberlen'sche Geheimniss in weitere Kreise durchgesickert und die Zange taucht etwa von 1730 ab allerwärts als wichtiger Bestandtheil des geburtshülflichen Instrumentariums auf. Als einmal die erste Idee gegeben war, fanden sich auch bald erfinderische Köpfe genug, die Zange zu verbessern, und als nichts mehr zu verbessern war, daran herum zu modeln. Eine stetig anwachsende Zahl hervorragender Vertreter hat dafür gesorgt, dass auch in der nächsten Zeit die geburtshülfliche Schule Frankreichs ihre be- herrschende Stellung behielt; viele derselben betreiben die Entbindungskunst bereits ausschliesslich als Geburtshelfer von Fach, ich nenne Ihnen nur die beiden Gregoire, Vater und Sohn, Puzos, Deleurye, Pean, A. F. Petit. Sie alle über- ragt Andre Levret (1703—1780). Sein Einfluss auf die Entwickelung der Geburts- hülfe in seinem Vaterlande hat ihn lange überdauert und reicht bis in die neueste Zeit. Ein mächtiger Rivale entstand Levret in William Smellie (16S0—1763), dem Begründer und Haupt der englischen Schule. Ausgeprägte Eigenart und Selbständigkeit der Beobachtung und der Verwerthung des Beobachteten führten Smellie und mit ihm die englische Geburtshülfe auf ganz andere Bahnen als