Ueber Varicellen und ihr Verhältniss zu den Menschenblattern und Varioloiden / von Carl Gustav Hesse.

  • Hesse, Carl Gustav, 1795-1851.
Date:
1829
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Ueber Varicellen und ihr Verhältniss zu den Menschenblattern und Varioloiden / von Carl Gustav Hesse. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Francis A. Countway Library of Medicine, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Francis A. Countway Library of Medicine, Harvard Medical School.

    18/296 (page 2)
    siclit die grösste Geissei der Meiisclilieit aus dem Reiclie der Krankheiten, die Mensclienblattern' gestellt, als ein ohnmäclitiges, in den wenigsten Fällen die Hülfe des Arztes in Anspruch nelimendes Wesen dastelni, wurden die Varicellen bis fast in die neueste Zeit von den mei- sten Aerzten gering geachtet und den Beherrscherinneu der Kinderstuben überlassen. Die Folgen davon konn- ten nicht ausbleiben. Denn je mehr die Medizin das Bedürfniss einer schärfern Diagnosis der Krankheiten fühlen lernte, um so häufige? musste sie erfahren, dass das Uebersehen und die mangelhafte Kenntniss der Va- ricellen Ursachen grosser MissgrifFe wurden, indem wiederholte Verwechselungen derselben mit den ihnen ähnlichen Menschenblattern vorkamen. Sehr oft wurden dadurch die Menschenblatterimpfung so wie die Vaccina- tion üblen Gerüchten ausgesetzt, indem ihnen mit den Va- ricellen nicht genauer Bekannte, oder ihnen überhaupt Ue- belwollende öfter Anfälle der natürlichen Menschenblat- tern nach den geimpften oder den Kuhpocken aufbürde- ten, welche meist für nichts anders als Varicellen gelten konnten. Diese Verwechselungen der Varicellen mit den Menschenblattern wurden in der neuesten Zeit, wo sich eine durch die Vaccination gemilderte und den Varicellen in mancher Bücksicht noch näher, als die gewöhnlichen Mensclienblattern, stehende Form dieser letztern zeigte, noch weit häufiger. Von vielen Seiten wird daher jetzt eine tiefere Erforschung des Varicellenexanthems als eine dringende Aufgabe der praktischen Medicin empfohlen und die Aufforderungen dazu finden jetzt um so mehr ihre Zeit, weil die Varicellen in sehr vielen Ländern verbreitet sind, mithin den Beobachtungen ein hinläng- liches Feld geöffnet ist. Ueberhaupt gab es vielleicht in der Geschichte un- serer Krankheit keine wichtigere Epoche als die eben jetzt bestehende, indem eine Parthei von Aerzten auf dem Punkte steht die Existenz der Varicellen, als bes'ondern Exanthems, in Zweifel zu ziehen und sie als ein Schat- tenbild der Menschenpocken geltend zu machen, oder sie als eine ausgeartete in ihrer Kraft geschwächte Toch- ter der letztern anzusehen. Zwar gab es schon früher Aerzte, welche eine solche Ansicht hegten. Da sie in- dess dieselbe grösstentheils zu Zeitpunkten aufstellten, wo man auf die Varicellen noch so gut wie keinen, oder