Kompendium der topischen Gehirn- und Rückenmarksdiagnostik : kurzgefasste Anleitung zur klinischen Lokalisation der Erkrankungen und Verletzungen der Nervenzentren / von Robert Bing.

  • Bing, Robert, 1878-1956.
Date:
1909
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Credit: Kompendium der topischen Gehirn- und Rückenmarksdiagnostik : kurzgefasste Anleitung zur klinischen Lokalisation der Erkrankungen und Verletzungen der Nervenzentren / von Robert Bing. Source: Wellcome Collection.

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    lieh die Tastempfindungen sowohl die Bahnen L als die Bahnen zum Großhirn einschlagen, daß fYir die Leitung des Schmerzsinns und Temperatursinns ausschließlich letztere in Betracht kommen, daß endlich die Tiefensensibilität teils via L großhirn-, teils via M klemhirnwarts unserem Bewußtsein bzw. Unterbewußtsein übermittelt wird. So bedarf es keiner weiteren Erörterungen zur Kommentierung folgender Sätze: 1. Eine Läsion der Hinterwurzeln hebt in deren Ausgangs- gebiet alle Empfindungsqualitätcn auf. Sie kann sie natürlich auch, wo es sich nicht um voUständige Zerstörung handelt, lediglich herab- setzen. Empfindungsstörungen der Integumente für Berührung, Schmerz und Temperatur kombinieren sich mit den ataktischen, astereognosti- schen etc. Äußerungen der beeinträchtigten Tiefensensibilität. 2. Zerstörungen der grauen Substanz unterbrechen die Schmcrz- und Temperaturbahnen, die sie ja samt und sonders durchziehen. Auch Läsionen, die in den Seiten st rängen die Tractus spino-thalamici unter- brechen, können Thennanästhesie und Analgesie (eventuell Thermo- hypästhesie und Hypalgesie) zur Folge haben. Ob bei beiden erwähnten Zuständen die Tastempfindung, welche, wie wir sahen, partiell dieselben Wege benützt, leidet oder nicht, hängt von individuellen Faktoren ab, d.h. davon, wie stark die Kompensationsfähigkeit der Hinterstränge beim betreffenden Menschen ist. Gewöhnlich bleibt sie intakt. Dieser Zustand, bei dem Schmerz- und Teraperaturempfindung verschwunden, die anderen Sensibilitätsqualitäten aber unbeeinträchtigt geblieben sind, bezeichnet man als die dissoziierte Anästhesie. Sie ist, wo typisch und hochgradig entwickelt, pathognomonisch für die zentralen Affek- tionen des_ßückenmarks (Hämatomyelie, zentrale Gliose, Syringo- myelie etc.). 3. Wenn aber die Tastempfindung vollständig aufgehoben ist, müssen, abgesehen vom schon behandelten Falle der Wurzelläsion, so- wohl ihre Bahnen durch die Hinterstränge als auch durch die Seiten- stränge zerstört sein. Bei bloßer Hinterstrangzerstörung verschwindet die Tastempfindlichkeit nicht vollständig, wird aber herabgesetzt. Be- trifft im oberen Teile des Rückenmarkes die Läsion bloß die (?oZZsehen Stränge, so erstreckt sich diese Beeinträchtigung der Tastempfindung bloß auf die untere Körperhälfte (vgl. Fig. 3 und pag. 9). 4. Ataxie weist (abgesehen von den durch Anästhesie oder Hypästhesie für alle Qualitäten genügend gekennzeichneten Wurzelläsionen) entweder auf Alterationen der Hinterstränge oder auf solche der peripheren Seiten- sti-angbezirke, wo die spinocerebellaren Trakte liegen. Klinische