Verbreitungsart der Cholera in Indien : Ergebnisse der neuesten aetiologischen Untersuchungen in Indien / von Max v. Pettenkofer.

Date:
1871
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Credit: Verbreitungsart der Cholera in Indien : Ergebnisse der neuesten aetiologischen Untersuchungen in Indien / von Max v. Pettenkofer. Source: Wellcome Collection.

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    halten, neuerdings überzeugend nachgewiesen, dass die ersten Europäer, welche nach Indien kamen, die Portugiesen, die Cholera dort bereits als eine einheimische, zeitweis epidemisch auftretende Krankheit vorgefunden haben. In einem Anbange zu seinem Vor- trage hat Macpherson nicht weniger als 42 Notizen chronolo- gisch zusammengestellt, in denen von 1503 ahfangend bis zu lbl/ der Cholera an verschiedenen Orten in Indien Erwähnung ge- schieht, theils unter dem Namen Cholera, Cholera Morbus, theils Morschi, Mordeshin, oder daraus, von einem Franzosen verhunzt, Mort de Chien. Die erste Nachricht über eine grosse Cholera- epidemie, welche die Portugiesen in Goa mitmachten, stammt aus dem Jahr 1543. Die Angaben Macnamara’s über das Alter der Cholera stimmen mit denen von Macpherson völlig überein, und er er- wähnt, dass die Cholera in Indien schon lange vor der christ- lichen Zeitrechnung bekannt war. Der indische Aesculap Cha- «rarka, welcher nach dem Glauben der Hindus unmittelbar vom Gotte Dhawantari unterrichtet wurde, und dessen Schüler Susruta, welche Jahrhunderte vor Christus in den nordwestlichen Provin- zen lebten und wirkten, haben die Cholera schon unzweifelhaft beschrieben, vom Beginne der Krankheit mit Abweichen und Er- brechen bis zum Blauwerden der Lippen und Nägel im Kältesta- dium und zur vox cholerica1). Ueber die Bezeichnung der Cholera im Sanskrit und anderen indischen Sprachen hat mir unser berühmter Sanskritphilologe und Linguist Martin Ilaug sehr bestimmten Aufschluss gegeben. Die Sanskritschriften der altindischen Aerzte benennen die Cholera hauptsächlich mit drei Namen, welche die drei Hauptstadien der Krankheit bezeichnen 2). a. vishüjikä, d. li. Brechen und Abweichen, also genau wie wir es im Deutschen ausdrlicken mit Brechruhr. b. alasikä, bedeutet die Krämpfe, welche Ermattung, Starre herbeiführen. x) S. Macnamara a. a. 0. S. 2. 2) Die Schreibweise der vorkommenden indischen Namen ist nach den An- gaben und Erläuterungen gewählt, welche Dr. Hermann v. Schlagint w ei t- Sakünlünsky in seinen indischen Reisen Bd. I, S. XXIII bis S. XXVIII ge- geben hat: cli = tsch, j = dscli, sh = sch, z = weiches s, sonst die Yocale und Consonanten wie im Deutschen. Jedes mehrsilbige Wort hat Accent.