Diagnostik der Krankheiten des Nervensystems : eine Anleitung zur Untersuchung Nervenkranker / von A. Goldscheider.

  • Goldscheider, Alfred, 1858-1935.
Date:
1903
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Diagnostik der Krankheiten des Nervensystems : eine Anleitung zur Untersuchung Nervenkranker / von A. Goldscheider. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Francis A. Countway Library of Medicine, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Francis A. Countway Library of Medicine, Harvard Medical School.

    40/286 (page 28)
    4. Teraperatursinn. Da die Temperaturreize sich sondern in solche, welche die Empfindung der Kälte, und solche, welche die Empfindung der Wärme erzeugen, und die pathologischen Yer- änderungen nicht immer beide Arten in gleichem Masse betreffen, so muss die Kälte-Empfindlichkeit und Wärme-Empfindlickkeit ge- sondert von einander untersucht werden. Im Groben prüft man so, dass man durch Berühren der Haut mit kalten und warmen Objekten constatirt, ob eine Temperatur- Empfindung überhaupt vorhanden ist oder fehlt. Man benutzt hierzu Reagensgläser, welche mit kaltem und warmem Wasser gefüllt sind. Wenig empfehlenswerth ist das Anhauchen (Wärme) und Anblasen (Kühle). Wird Temperaturempfindung angegeben, so prüft man durch Vergleichung mit den entsprechenden Stellen der anderen Körperhälfte — falls an letzterer sicher nor- male Sensibilität besteht —, ob dieselbe schwächer bez. erheblich schwächer ist als hier. Eine quantitative Bestimmung lässt sich ausführen, indem man prüft, welche Temperaturdifferenzen soeben noch erkannt werden (ünterschiedsschwelle). Dies wird (nach Nothnagel) so aus- geführt: Holzkästchen, welche mit verschieden temperiertem Wasser gefüllt und mit Thermometer versehen sind und deren Boden aus sehr dünnem Kupferblech besteht, werden nach einander auf die zu untersuchende Hautpartie, am besten dicht neben einander, aufgesetzt. Nothnagel hat die normale Empfindlichkeit für Temperatur- Unterschiede an den einzelnen Körperregionen bestimmt: Wange 0.40—0,2o Schläfe 0,40—0,30 Brust (oben aussen) 0,4^ Rücken (seitlich) 0,9« Arm 0,20 Handrücken 0,3 0 Hand-Yola 0,50—0,4o Oberschenkel 0,50 Unterschenkel . 0,70-0,60 Fussrücken 0,50—0,4o Es werden diejenigen Temperaturdifferenzen am feinsten unter- schieden, welche in die Breite von 27—33 0 C. (Hauttemperatur!) fallen. Das Yerfahren ist ein sehr subtiles und zeitraubendes. Die von Eulenburg angegebene Methode besteht darin, dass die absolute Reizschwelle für Kältereize sowohl wie für Wärmereize bestimmt wird. Sein Thermästhesiometer besteht aus zwei Normaltbermometern mit scheiben- förmigen bez. schneckenförmig aufgewundenen Quecksilbergefässen, welche an einem Hartgummistativ befestigt sind und von denen das eine verstellt werden kann; das andere stabile Thermometer ist mit einem Platindraht umwickelt und kann durch einen in demselben kreisenden Strom beliebig erwärnit werden. Es wird nun das stellbare Thermometer auf die Haut aufgesetzt, bis es die Haut- temperatur angenommen hat; sodann wird mittelst des Stromes das andere Ther- mometer nahezu auf dieselbe Höhe gebracht und gleichfalls aufgesetzt; man