Ueber die Grenze des thierischen und pflanzlichen Lebens / von C. Claus.

  • Claus, Carl, 1835-1899.
Date:
1863
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Credit: Ueber die Grenze des thierischen und pflanzlichen Lebens / von C. Claus. Source: Wellcome Collection.

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    tieferer Organisation leben die Pilze als Parasiten von organischen Verbindungen, und die einfachsten und niedersten Pilze, welche in gewissen Zuständen auch in andern Merkmalen dem einfachsten thierischen Leben sich unmittelbar anschlies- sen, sind um so schwieriger von den Thieren abzugrenzen, als sie einen ähn- lichen Stoffwechsel erleiden und wie die Thiere Sauerstoff aufnehmen und Koh- lensäure ausscheiden. Selbst für die hohem Pflanzen hat der normale veo-etabi- O lische Stoffumsatz keineswegs unter allen Verhältnissen absolute Geltung, nur unter dem Einflüsse des Lichtes und in ihren grünen Chlorophyll haltigen Theilen verbraucht die Pflanze Kohlensäure unter der Ausscheidung von Sauerstoff. Zur Nachtzeit dagegen nimmt sie Sauerstoff auf und gibt Kohlensäure ab, und ebenso verhalten sich auch am Tageslichte die des Chlorophylles entbehrenden Organe, die Blüthen und Wurzeln, „es entspricht in dieser unmittelbaren Beziehung zum Leben diese Respiration der Pflanzen durchaus der Respiration der Thiere; das Sauerstoffgas ist für die Pflanze eine wahre Lebensluft 13).“ Auch während des Iveimens wird Sauerstoff aus der Luft aufgenommen, um den Kleber in Pflan- zeneiweiss, das Stärkemehl und Oel in Zucker umzugestalten, und ein gleiches Maass Kohlensäure entwickelt u). Wir überzeugen uns aus diesen Thatsacken, dass bei niedern Organismen, deren Natur als Pflanzen oder Thiere zweifelhaft erscheint, die Art der Respiration keinen Ausschlag als entscheidender Differen- tialcharakter gibt. Die Art der Ernährung und die Richtung des gesammten Stoffumsatzes, welche überdies bei den meisten niederen Organismen so gut als unbekannt ist, wird angesichts der animalen Ernährung der Pilze keinen ent- scheidenden Werth beanspruchen können. Ueberdies ist ja die einfachste Form des thierischen Substrates, die Sarkode des Rhizopodenleibes, in ihren wesent- lichen Eigenschaften mit dem Protoplasma der jungen und lebensthätigen Pflan- zenzelle wenn nicht geradezu identisch, so doch wenigstens, worauf wir später zurückkommen werden, in dem Maasse übereinstimmend, dass man unmöodich einen Gegensatz des Stoffwechsels und der Respiration für wahrscheinlich halten kann. Die in lebhaftem Wachsthum oder in Theilung begriffene Primordialzclle ist eben so reich an stickstoffhaltigen Verbindungen und Proteinen, als die tkieriscke Sarcode, für welche Max Schultz e 15) sogar von der Pflanzenzelle die Be- zeichnung Protoplasma entlehnen konnte. 13) Hug. v. Mohl, Grundzüge der Anatomie u. Physiologie der vegetabilischen Zoll«. 1851. pag. 86 etc, 14) J. v. Li obig, die Chemie in ihrer Anwendung auf Agrieultur u. Physiologie. 2. Thoil. pag. 7, u, 15) M. Schnitze, „Ueber Muskelkörperclien u. das was man eine Zelle zu nennen habe.“ Archiv für Anatomie und Physiologie, Jahrg. 1861.