Die Lehre von den Augenkrankheiten : ein Handbuch zum Gebrauche bei Vorlesungen und zum Selbstunterrichte für angehende Aerzte / von J.C. Jüngken.

  • Jüngken, Johann Christian, 1793-1875.
Date:
1842
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Credit: Die Lehre von den Augenkrankheiten : ein Handbuch zum Gebrauche bei Vorlesungen und zum Selbstunterrichte für angehende Aerzte / von J.C. Jüngken. Source: Wellcome Collection.

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    den Augen und Harnwerkzeugen so grofs, dafs sie sogleich uriuiren mufsten, wenn ich dem einen, dem Manne, einige Tropfen eiuer schwa- chen Auflösung von Zi?icum sulphuricum in die Augen träufelte, und der andern, einer traumatischen Augenentzündung wegen, kalte Um- schläge über die Augen machte; und bei beiden erfolgte diefs auf der Stelle, wenn sie auch kurz vorher den Harn gelassen hatten. Der innige Consens zwischen den Augen und Geschlechtsorganen ist zu bekannt, um noch etwas darüber zu sagen. Mifsbrauch der letztern ist der Quell mannichfacher Leiden der Augen. Bei diesen maunichfachen und innigen Wechselbeziehungen des Auges zu den übrigen Organen des Körpers, und bei der hohen In- dividualität seiner Organisation und seines Baues, in welchem alle Systeme des Organismus sich auf einer höchst entwickelten Stufe wie- derholen, kommt es denn auch, dafs wir einen sehr grofsen Theil derjenigen Krankheitsformen, denen der Gesammtorganismus unter- liegt, im Auge wiederfinden, und dafs diese den bei weitem gröfsten Theil der Krankheiten ausmachen, welche überhaupt am Auge beob- achtet werden. Eigenthümliche Krankheiten, d. h. solche, welche nur am Auge erscheinen, hat diefs Organ fast gar nicht. Die Krankheiten, denen das Auge unterliegt, sind dieselben, welche am übrigen Orga- nismus und dessen Organtheilen beobachtet werden; sie entwickeln sich aus denselben Ursachen, nach denselben Grundsätzen und unter ganz ähnlichen Erscheinungen; denn die Natur schafft und erzeugt immer nach festen und bestimmten Grundsätzen; nichts ist in ihr der Willkür und dem Zufalle überlassen, und selbst ihre pathischen Er- zeugnisse machen hiervon keine Ausnahme; sie haben ihre bestimmten Gebilde, in denen sie lagern, welchen Theil des Körpers sie auch be- fallen mögen, und werden durch bestimmte Kennzeichen characteri- sirt, welche ihnen unter allen Verhältnissen und bei allen Ortsverän- derungen bleiben. Ihr Bild kann nur in sofern modificirt erscheinen, als die eigenthümliche Organisation des ergriffenen Organs, dessen Func- tion, Lage u. s. w. Einflufs darauf haben. So verhält es sich auch mit den Krankheiten des menschlichen Auges. Scropheln, Rheumatis- men, Gicht, Catarrhe, Syphilis, Exantheme, Psoren, Wassersuchten, Schleimflüsse u. s. w. kommen, wie wir sie an den übrigen Organen des Körpers wahrnehmen, auch an den Augen vor, und erzeugen auch hier ganz ähnliche Krankheitsformen, wie dort; sie wählen dieselben Gebilde zu ihren Lagerstätten, und charakterisiren sich durch ganz ähnliche, oft ganz gleiche Erscheinungen. Ein scrophulöses, ein gich- tisches, ein syphilitisches Geschwür auf der Hornhaut des Auges, haben denselben Charakter und zeigen dieselben Erscheinungen, wie derglei- chen Geschwüre am Halse, an den Füfsen und im Rachen. Eine ca- tarrhalische, eine rheumatische Augenentzündung, eine Augenblennor- rhoe verlaufen auf ganz gleiche Weise, unter ganz gleichen Erschei- nungen, wie ein Nasencatarrh, eine rheumatische Entzündung des Knie- 1*