Beiträge zur Kenntniss der Leukocytose und verwandter Zustände des Blutes / von Hermann Rieder.

  • Rieder Hermann, 1858-1932.
Date:
1892
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Credit: Beiträge zur Kenntniss der Leukocytose und verwandter Zustände des Blutes / von Hermann Rieder. Source: Wellcome Collection.

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    plättchen, deren Bedeutung noch nach keiner Richtung bin sicher- gestellt ist, und uns ausschliesslich der Betrachtung der farblosen Elemente des Blutes, der Leukocyten schlechtweg, zuwenden. Die Eingangs erwähnte Bevorzugung der mikroskopischen Unter- suchungsmethoden war kein Hinderniss für die wissenschaftliche Er- forschung des Blutes auch nach anderer Richtung hin. So hat Alexander Schmidt durch das Studium des Faser- stoffs und der GerinnungsvorgäDge des Blutes unser Verständniss für gewisse physiologische und pathologische Vorgänge wesentlich ge- fördert, wenngleich seine Resultate von verschiedenen Forschern an- gezweifelt wurden. Ferner erfuhr die Mikrometrie des Blutes durch Welcker, Manassein und durch Laache’s sogenannte trockne Messung hin- reichende Ausbildung und der Nachweis des Blutfarbstoffes in Anwen- dung des Spectralapparates durch Vierordt-Hüfner (1871—1873) die denkbar höchste Vervollkommnung. Aber auch die von Landois begründete Alkalescenzbestimmung des Blutes hat sich die Pathologie zu Nutze gemacht, desgleichen die in jüDgster Zeit ersonnenen Methoden der Bestimmung des spe- cifischen Gewichtes des Blutes. Aber trotz dieser weitgehenden Forschungen mit Hülfe physi- kalischer und chemischer Untersuchungsmethoden ist die Mikroskopie des Blutes, gewissermaassen eines Organs mit flüssiger Intercellular- substanz, den anderen Untersuchungsmethoden weit vorausgeeilt — so weit, dass man wohl sagen kann, die Forschung habe hier einen gewissen Abschluss gefunden. Fast scheint es, als ob in Betreff der Pathologie des Blutes der Chemie die Zukuuft gehöre; ihr bleibt es jedenfalls Vorbehalten, die negativen mikroskopischen Untersuchungs- ergebnisse bei verschiedenen Blutkrankheiten, so bei der Chlorose, auszugleichen, die pathologischen Veränderungen des Blutplasmas in Einklang zu bringen mit den verschiedensten pathologischen Vor- gängen bei der Purpura, der Nephritis, der Chlorose u. s. w. So dürfte vielleicht auch der Begriff der „Anämie“, für die nach dem Ausspruche von Laach e kein einziges absolut charakteristisches Symptom existirt, erst durch exacte chemische Untersuchung des Blutes erschlossen werden. Allerdings zur Erforschung rein cellulärer Vorgänge, z. B. einer gesteigerten Bildung der weissen oder einer Hypoplasie der rothen Blutkörperchen, wird die Chemie erst in zweiter Linie herangezogen werden können, aber sie wird durch Aufdeckung der chemischen Aenderungen uns gewisse Symptome erschliessen, die zwar als Folge