Medizinische Quellenstudien. Entwickelungsgang des aehnlichkeitsaxioms von Empedokles bis auf Hahnermann / von J.F. Katsch.

Date:
1891
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Credit: Medizinische Quellenstudien. Entwickelungsgang des aehnlichkeitsaxioms von Empedokles bis auf Hahnermann / von J.F. Katsch. Source: Wellcome Collection.

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    stochen von Vorurtheilen auf sein geistiges Bild zu heften, müssen wir nothgedrungen auch an uns, an seine Schüler und Nachfolger, richten. Noch hat in der Geschichte kein grosser Reformator exsistirt, welchen nicht theils der Mangel, der jedem Sterblichen anhaftet, theils die verbitternden, im unablässig wogenden Kampfe immer schroffer sich gestaltenden Consequenzen der eigenen Lehre zu Uebertreibungen und Ueberconsequenzen hinabdrängten. Wie hätte Hahnemann dies erspart bleiben können! In seiner Zeit traten Magnetismus und Electrizität abermals als Erscheinungen auf, welche erneute allseitige Beobachtung und Erforschung heraus- forderten; sie sah man damals als Kräfte an, welche aller stoff- lichen Bande zu spotten schienen, als gleichsam vergeistigte Ge- walten. § 61. Geht denn nicht durch jene ganze Zeit, durch ihr ganzes literarisches Schaffen, Leben und Denken in Deutschland ein phantastisches, sensitives Gefühlsschwelgen, das grell contrastirt mit dem materiellen Massenmorde der französischen Guillotine, aber seinen poetischen Ausdruck findet im damals begeistert auf- genommenen Ossian, in Werther’s Leiden, im Schiller’schen Geister- seher, in verschiedenen Körner’schen Novellen, im ganzen Jean Paul, in den älteren Novellen Zschokke’s u. s. w. und welches nach den begeisterten Kämpfen gegen Napoleon I. ausklingt in jenen ideellen, patriotischen Träumen der einstigen akademischen Jugend, welches Demagogie gescholten und so imposant-heroisch von oben her besiegt wurde? In der medizinischen Literatur aber ist es vorzugsweise die damalige Psychiatrie, in welcher jener Drang zum Verflüchtigen jedweder materiellen Causalität scharf ausgeprägt wird, der seinen kränklichen Höhepunkt feiert in den Schriften Swedenborg’s, Just. Kerner’s und in jener Mischung von Dichtung und Wahrheit in den Beobachtungen Mesmer’s. Unmöglich kann und darf derjenige Theil der Aerzte, welcher in seinem Urtheil über Verstorbene auch die Geschichte zu consultiren für Pflicht erachtet, übersehen, dass in jener Epoche offenbar ganz Deutsch- land einer mystisch waltenden Dynamis zu opfern liebte. Wie sollte denn da gerade Hahnemann bei seinem Aufbau eines so eigenartigen Systems unberührt geblieben sein von dem eigenthüm- lichen, epidemischen Hauche seiner Zeitströmung, der das seelische Leben abzulösen strebte von seinem körperlichen Substrate, zur selbigen Zeit, als er Beobachtungen thatsächlicher Art machte, für welche der Standpunkt der Naturwissenschaften ihm noch keine