Gerichtliche Psychiatrie : ein Leitfaden fur Mediziner und Juristen / von A. Cramer.

Date:
1897
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Credit: Gerichtliche Psychiatrie : ein Leitfaden fur Mediziner und Juristen / von A. Cramer. Source: Wellcome Collection.

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    unserer Vorstellungen, indem es die Vorstellung von unserm Ich zur Grundbedingung hat, das heisst, nicht nur eine Vorstellung von unserem Körper, sondern auch eine Vorstellung von unserer ganzen Persönlichkeit in ihrer jeweiligen Lage und in ihrem jeweiligen Ver- hältnis zur Aussenwelt. Das Bewusstsein steht nicht nur der Aussenwelt. sondern auch dem eigenen Körper anschauend gegenüber (Meyneet), man unterscheidet daher zweckmässig ein Bewusstsein der Körperlichkeit, ein Bewusst- sein der Aussenwelt, und als Summe der Beiden, das Bewusstsein der Persönlichkeit (Webnike). (Das Bewusstsein xaV eyny^v. die Vor- stellung vom eigenen Ich.) Vorstellung. Ich habe bereits mehrmals den Ausdruck Vorstellung ge- braucht, es ist für die einzelnen klinischen Erscheinungen von wesent- licher Bedeutung, dass man streng unterscheidet zwischen Vorstellung Empfindung, und Empfindung. Am besten wird der Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen am Beispiel deutlich. Es ist ein grosser Unterschied, ob ich Kälte empfinde, oder ob ich mir dieselbe vorstelle, ob ich ein schönes Bild sehe oder mir es vorstelle, ob ich Musik höre oder sie mir vorstelle. Ich habe eine Vorstellung von einer Empfin düng, ab er keineEmpfindung von einer Vorstellung. Es sei hierbei hervorgehoben, dass man auch von den Gemüts- bewegungen. von Trauer und Freude eine Empfindung und dement- sprechend eine Vorstellung haben kann. Auch hier tritt der Unter- schied zwischen den beiden Begriffen wieder deutlich hervor. Wie weit entfernt ist die Vorstellung von etwas Freudigem von dem Empfinden wirklicher Freude. Dasselbe gilt von Furcht und Angst, lieber alle Sinnesempfindungen, welche in den Aufnahmestätten der verschiedenen Sinnesgebiete ihren Ursprung nehmen, bilden wir uns eine Vorstellung, welche mehr oder minder deutlich in unserm Gedächtnis haften bleibt. Die Summe aller dieser Vorstellungen (auch Erinnerungsbilder genannt), welche untereinander in einer äusserst verschiedenartigen Weise verknüpft werden können, bildet unser Das Wissen. Wissen. Dieses Wissen in Verbindung mit der Fähigkeit zu denken, stellt unsere Intelligenz dar. Unter Denken haben wir dabei die Fähigkeit zu verstehen, Vorstellungen in logischer Weise verknüpft aneinander zu reihen. so dass die Ausgangsvorstellung auf möglichst zweckmässigem und geradem Wege zur Ziel Vorstellung gelangt. Die Intelligenz. Intelligenz ist also abhängigvon dem geistigen Kapital, w e 1 ch es wi r u n s er w o r b e n li a b en un d d er F ähigk eit, von diesem geistigen Kapital im gegebenen Moment einen mög 1 ichst rasehen und zweckmässigen Gebraueh machen ■ zu können. Die Zweckmässigkeit unseres Handelns ist, wenn man sich anders ausdrücken will, auch abhängig von unserem Kritik- und Urteilsver- mögen. Man kann daher auch sagen, unsere Intelligenz i s t ab hä n gig v o n d er S u m m e uns e r er K en nt n i s s e, u n s e r e m Kritik und ur-g listigen Kapital in Verbindung mit dem Kritik- und teiisvermögen. Urteilsvermögen. Beide Komponenten können sich bis zu einem gewissen Grade ergänzen. So kann ein besonders gutes Kritik- und Urteilsvermögen mit einem geringeren Wissen auskommen und umge- kehrt ein besonders grosses Wissen auch bei weniger gutem Kritik- und Urteilsvermögen noch erhebliches leisten. Der eine erreicht mit wenig Wissen viel, weil er rasch auffasst und gut disponiert, der