Zur Diagnose und Therapie des Gebärmutterkrebses / von Leopold Landau.

Landau, Leopold, 1848-1920.

Date:: 1889

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Credit: Zur Diagnose und Therapie des Gebärmutterkrebses / von Leopold Landau. Source: Wellcome Collection.

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wenig Auserwählte eine Verringerung des Wertes der Methode für die Praxis. Man darf daher nicht unser sonst geübtes empirisches Handeln in der Medizin für obsolet oder, wie sich Mikroskopiker von Fach ausdrückcn, für ein minderwertes oder gar in einzelnen Fällen direkt unwissenschaft¬ liches1) ausgeben. Denn es kommt für den Kranken in erster Linie nicht darauf an, dass er wissenschaftlich, sondern dass er zweckmässig behandelt wird. Die Medicin ist keine exakte Wissenschaft, und nicht immer fällt die zweckmässige mit der sogenannten wissenschaftlichen Be¬ handlungsweise zusammen. Solche Uebertreibungen sind gerade im In¬ teresse des Wertes der Mikroskopie am Krankenbett in hohem Grade zu bedauern. Und wenn ich es unternehme, auf die sachlich unmotivirte Ueberschätzung der Untersuchungsresultate ausgekratzter Schleimhaut hinzuweisen, so geschieht es, um gerade durch eine Richtigstellung des Wertes der mikroskopischen Diagnostik dem häufig durch sie getäuschten Praktiker zu zeigen, dass sie ohne blinden Glauben an sogenannte Autori¬ täten und mit Kritik angewendet, für die Praxis durchaus nützlich sein kann und in der That als ein Fortschritt zu bezeichnen ist. Wie wird nun der Wert einer diagnostischen Methode gegenüber einer anderen bewiesen Indem wir, wenn irgend möglich, beide in einem und demselben Fall anwenden, und vom weiteren Krankheitsverlauf die 1) In einem über Adenoma uteri betitelten Aufsatz (s. Verhandlungen der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie. Zweiter Kongress Leipzig 1888 S. 198) bemerkt Rüge: »Unsere Aufgabe ist aber weitergehend, aus dem histologischen Bild Rückschlüsse auf das Leiden zu machen; wenn auch Schwierigkeiten in einzelnen Fällen auftreten können, so ist doch diese für uns wichtige, im Interesse der Patienten hohe Aufgabe bei einiger Uebung eine nicht allzu schwere. Der Weg der Diagnostik in eben geschilderter Weise ist der wissenschaftliche, das Verhalten ex juvantibus, ex nocentibus zu urteilen, nach dem klinischen Verlauf seine Diagnose zu stellen, das min¬ derwerte, ja in den einzelnen Fällen selbst direkt unwissenschaftliche; der Kranke hat grosses Interesse, dass die Diagnose vor dem »zu spät« oder vor der Sektion gestellt werde. — Das mikroskopische Bild des malignen Adenoms in Worten so zu schil¬ dern, dass ein Jeder, selbst wenn er keine Uebung hat, es sofort erkenne, ist schwer, wenn nicht sogar unmöglich: — selbst geübte, hervorragende pathologische Anatomen sind oft nicht im Stande, hier auf unserem Gebiete sofort richtig zu ur¬ teilen.« — Ebenso an anderer Stelle Ber. über die Verhandl. d. Ges. für Geb. u. Gyn. zu Berlin. Ztschr. für Geb. u. Gyn. Bd. XVI, H. 1, S. 33, S. A. »Es gehört lang¬ jährige Uebung dazu, um die am Genitaltraktus und speziell an der Uterus-Schleim¬ haut sich findenden Veränderungen, die oft von denen an anderen Organen vorkommenden Vorgängen abzuweichen scheinen, richtig zu deuten. Es ist desshalb so oft das Ur¬ teil selbst hervorragender pathologischer Anatomen, da sie einfach ihre Anschauungen von anderen Organen auf Uterus-Veränderungen übertragen, ohne sich speziell und irgend etwas eingehender mit der in loco statthabenden Eigentümlich¬ keit beschäftigt zu haben, gar nicht massgebend, daher so oft die Unmög¬ lichkeit der pathologischen Anatomen eine Diagnose aus mikroskopischem Präparat zu stellen.« 193*