Lehrbuch der Nervenkrankheiten : für Ärzte und Studierende / von H. Oppenheim.

Date:
1908
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Credit: Lehrbuch der Nervenkrankheiten : für Ärzte und Studierende / von H. Oppenheim. Source: Wellcome Collection.

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    etwas voneinander, indem sie sie vom Mittelfinger abduzieren. Der Indikator allein streckt die erste Phalanx des Zeigefingers und nähert sie dem Mittelfinger. Durch kräftige Anspannung des Ext. dig. comm. wird auch die Hand im Hand- gelenk ein wenig gestreckt. Mit der Streckung der zweiten und dritten Phalanx hat der Extensor dig. comm. nichts zu tun. Der M. flexor carpi radialis beugt die Hand und proniert sie etwas, so daß die Handfläche ein wenig ulnarwärts gewandt ist, der M. palmaris longus beugt die Hand einfach, während der M. flexor carpi ulnaris besonders den ulnaren Teil der Hand beugt und die Hand supiniert, so daß die Handfläche ein wenig radialwärts schaut. Auch wird der fünfte Metakarpalknochen durch diesen Muskel gegen den Karpus gebeugt. Die Lähmung der Handbeuger bewirkt keine erhebliche Stellungs- anomalie, da die Hand der Schwere folgend in Beugestellung gerät. Sind die Finger- beuger intakt, so können sie die Punktion der gelähmten Handbeuger bis zu einem gewissen Grade übernehmen. Der Flexor digitorum sublimis beugt die zweiten, der Flexor digit. profundus die Endphalangen resp. die Mittel- und Endphalangen. Mit der Beugung der Grundphalangen haben diese Muskeln nichts zu tun. Bei extremer Anspannung jedoch oder wenn die Endphalangen trotz ihrer Kontraktion gestreckt gehalten werden, vermitteln sie auch eine Beugung der Grundphalangen. Die Fingerbeuger wirken um so kräftiger, je mehr die Hand gestreckt gehalten wird. Fig. 9. Unvollständig entwickelte Klauen- Fig. 10. band bei atrophischer Parese der Interossei Vollendete Klauenhand bei alter Ulnarislähmung und Lumbricales. (Eigene Beobachtung.) (bei A Narbe). (Nach Duchenne.) Bei Lähmung des Flex. dig. sublimis kann die zweite Phalanx durch das Ubergewicht der Strecker (der Interossei) allmählich gegen die erste überstreckt und selbst subluxiert werden; bei Lähmung des Flexor profundus kann sich diese Ver- schiebung zwischen 2. und 3. Phalanx ausbilden, —■ doch ist das im ganzen recht ungewöhnlich, weil eine isolierte Lähmung dieser Muskeln selten ist. — Von größter Wichtigkeit ist es, sich mit der Funktion der Mm. interossei und lumbricales vertraut zu machen, weil diese sehr häufig und bei den ver- schiedensten Erkrankungen beeinträchtigt werden. Die Mm. interossei ext. und int. (die wir für die Pathologie als zusammengehörig betrachten können) bewirken zunächst dieAdduktion und Spreizung der Finger. Diese Bewegung ist nur dann eine vollkommene, wenn die Finger im Metakarpophalangealgelenk gestreckt sind. Will man also diese Funktion bei bestehender Lähmung des Ext. dig. comm. prüfen, so muß man zunächst die Finger passiv strecken und nun auf einer Unterlage — etwa auf der Hand des Untersuchenden — die Ad- und Abduktion ausführen lassen. Eine weitere bedeutsame Aufgabe dieser Muskeln ist es: die Basalphalangen zu beugen und gleichzeitig die 2. und 3. Phalanx der Finger zu strecken. In dieser Aktion werden sie durch die Lumbricales unterstützt. Bei unvollständiger Lähmung (resp. Atrophie) dieser Muskeln leidet zunächst die Lateralbewegung, besonders im Sinne der Adduktion der Finger, so daß Patient z. B. einen Gegenstand zwischen den Fingern nicht festhalten kann. Sobald jedoch die Parese fortschreitet, wird die Streckung in den beiden Interphalangealgelenken beeinträchtigt, und es entwickelt sich eine sehr charakteristische Deformität der Hand: Während nämlich in der Norm, in der Ruhestellung der Hand, die Finger in allen Gelenken leicht gebeugt sind, tritt bei Lähmung der Interossei (und Lumbricales) die