Ein Beitrag zur Anatomie des Sprachcentrums / von Prof. Dr. Rüdinger.

  • Rüdinger, N. (Nikolaus), 1832-1896.
Date:
1882
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Credit: Ein Beitrag zur Anatomie des Sprachcentrums / von Prof. Dr. Rüdinger. Source: Wellcome Collection.

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    ein genaueres Studium, welches Bisch off hier in München an demselben Hamburger Hirn vornahm, ergab, dass die Furche an der lateralen Fläche des Stirnhirns dem vorderen Schenkel der Fossa Sylvii nicht homolog ist und folglich die um diese Spalte herumliegende Windung dem Gyrus frontalis tertius nicht entsprechen kann. Nachdem Pansch wiederholt hervorhob, dass seine Auffassung be- gründet sei, hat Bise hoff das von mir acquirirte Gorillahirn verwerthet und die Frage abermals in dem neuesten Heft der morphologischen Jahr- bücher besprochen. Bisch off hat nachgewiesen, dass in der Tiefe der Fossa Sylvii des Gorilla eine Windung angebracht ist, welche als rudimentäre Bildung der dritten Stirnwindung des Menschen homolog ist. Da mir, wie oben schon erwähnt wurde, siebzehn Primatenhirne vor- lagen, so lässt sich meiner Meinung nach ein Vergleich der dritten Stirn- windung bei dem Menschen, den Anthropoiden und den niederen AfPen am leichtesten durchführen, wenn man bei den letzteren von der Fossa Sylvii ausgeht und zu den höheren Formen der Anthropoiden in der üblichen Reihenfolge aufsteigt. Ist nun auch dieser Vergleich mit ganz bestimmten Ergebnissen ausgeführt, so behält Carl Vogt doch wahrscheinlich Recht, wenn er sagt, „dass die Resultate Widersprüche enthalten, sobald man schroff von dem einen oder andern Grundsatze ausgeht. a. Die dritte Stirnwindung bei den niederen Affen. Findet der Ausgangspunkt bei dem vergleichenden Studium der dritten Stirnwindung von der Sylvi'sehen Spalte aus statt, so wird bald erkannt, dass bei allen niederen Affen an jener Stelle, wo über und vor der Insel der vordere Schenkel der Fossa Sylvii sein sollte, eine einfache oder eine zweischenkelige kleine Spalte auftritt, welche von der lateralwärts am Stirn- hirn befindlichen schiefen Furche, dem Sulcus orbitalis, konstant getrennt ist. Schon bei Cercopithecus zeigt sich zuweilen eine nach vorn und oben gerichtete kleine Erhebung des vorderen Ausläufers der Fossa Sylvii (Taf. II, Fig. 3), die erste Andeutung eines vorderen Schenkels derselben, und wenn man die Anordnung bei Hylobates (Taf. II, Fig. 4) mit in Betracht zieht, so muss man sagen, dass jenes Rindengebiet, welches bei den Pri- maten und dem Menschen in sehr verschiedenem Grade der Ausbildung vorhanden ist, auch bei den niederen Affen als kleines Rudiment nicht fehlt. Jene Stelle, an der bei den niederen Affen die kaum angedeutete Bucht vorn an der Sylvi'schen Spalte sich zeigt, wandelt sich bei den höheren