Das Leben und Wirken des Würzburger Frauenarztes Friedrich Wilhelm Scanzoni von Lichtenfels / [Charlotte Hartmann].

  • Hartmann, Charlotte.
Date:
1938
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Credit: Das Leben und Wirken des Würzburger Frauenarztes Friedrich Wilhelm Scanzoni von Lichtenfels / [Charlotte Hartmann]. Source: Wellcome Collection.

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    rufenen Ki w i s c h die ordentliche Professur für Geburtshilfe frei geworden war. Über die Gründe, die zu Scanzonis Berufung geführt haben, neben dem wissenschaftlich bekanntere Männer zur Wahl gestanden hatten, berichtet die medizinische Fakultät an den Senat der Universität Würzburg am 4. Juli 1850 wie folgt2): „Zu gehöriger Befriedigung des hiesigen Bedürfnisses darf nun aber gerade die praktische Befähigung, die erprobte Tüchtigkeit als Accoucheur nicht außer Augen gelassen wer¬ den, und gerade diese Rücksichtnahme mahnt die Fakultät auch von Litzmann abzustehen, der jedenfalls mehr ein Mann der Theorie als der praktischen Erfahrung ist. Um so mehr aber wurde die medicinische Fakultät durch die gehörige Würdigung dieses Gesichtspunktes auf einen Mann hingewiesen, der schon als unseres gefeierten Kiwisch’s mehrjähriger Schüler als der natürliche Ersatz für denselben sich darstellte. Es ist dies Dr. Scanzoni, Docent der Frauen¬ zimmer-Krankheiten an der Universität Prag. Derselbe, der¬ malen ungefähr 32 Jahre alt, war bereits vor 7 Jahren unter v. Kiwisch’s Leitung Assistent an der Klinik für Frauen¬ zimmer-Krankheiten. Nach Kiwisch’s Berufung an die hie¬ sige Hochschule wurde Scanzoni Secundararzt an der gro߬ artigen Prager Gebäranstalt, wo er volle 3 Jahre tätig war und eine ganz selbständige Stellung einnahm, indem der im Alter bereits sehr vorgerückte Professor Jungmann schon damals nur sehr dem Scheine nach fungirte. Scanzoni’s Privatkurse über geburtshülfliche Operations¬ lehre waren schon damals sehr zahlreich besucht. Noch als Secundararzt erhielt er in Folge allerhöchster Entschließung trotz einer bedeutenden Concurrenz die klinische Abteilung für Frauenzimmer-Krankheiten, welcher er nun bereits im 3. Jahre vorsteht und hierbei regelmäßig Vorträge über Gy¬ näkologie und Geburtskunde mit allgemeinem Beifall hält. In Prag gilt derselbe als wichtigste Notabilität im Gebiete der praktischen Geburtshülfe, wie er denn auch zur Zeit als Gy¬ näkologe den ersten Platz daselbst einnimmt. Seine literarischen Leistungen haben allgemein die gün¬ stigste Beurtheilung gefunden, sein Lehrbuch der Geburts¬ kunde ist anerkanntermaßen das beste Buch in diesem Fache in Deutschland. Seine ständigen Berichte und zahlreichen Original-Aufsätze in der Prager Vierteljahrschrift zeugen ebenso von kritischer Schärfe als origineller Auffassung. In neuester Zeit wurde ihm von der Fakultät die Redaction der genannten Vierteljahrschrift übergeben, was immer ein Be¬ weis von besonderem Vertrauen ist.