Die Behandlung der Knochenbrüche / von Albert Landerer.

Landerer, A. (Albert Sigmund), 1854-1904.

Date:: 1891

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Credit: Die Behandlung der Knochenbrüche / von Albert Landerer. Source: Wellcome Collection.

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[2 bei der Heilung von Knochenbrüchen die wichtigsten sind. Der Versuch, die Heilungsdauer der Knochenbrüche abkürzen zu wollen, wird viel- leicht mannigfachem Misstrauen begegnen; denn wir haben uns gewöhnt, die Zeit, welche für die Heilung der einzelnen Knochenbrüche angesetzt wird, als eine gewissermaßen durch die Überlieferung von Jahrhunderten geheiligte anzusehen, an welcher nicht gerüttelt werden darf. Sie wer- den jedoch sehen, dass es sich bei diesen Bestrebungen nicht um ge- waltsame Eingriffe in die Processe der Heilung handelt; unser Bemühen ist nur darauf gerichtet, die normalen Begenerationsvorgänge zu fördern und zu unterstützen, indem wir die Hindernisse derselben verhüten oder so rasch als möglich beseitigen. Ich habe Ihnen gesagt: der Knochenbruch soll rascher und besser heilen. Wie vermögen wir dies zu erreichen? Gestatten Sie mir, die Anschauungen, welche ich Ihnen vortragen möchte, zu erläutern an einigen besonders häufigen praktischen Beispielen, welche hiefür in hohem Grade geeignet sind — an den typischen Knöchelbrüchen und den Brüchen am unteren Ende des Radius. Beide bilden zusammen bekanntlich über 50^ aller überhaupt vorkommenden Knochenbrüche. Um die wesentlichen Momente besser hervorzuheben, werde ich eine kurze Skizzirung der bisherigen Behandlungsweise vorausschicken. Mancher von Ihnen mag dieselbe bereits verlassen haben, als überwundenen Stand- punkt. Ein großer Theil der praktischen Ärzte hält jedoch noch an den- selben fest. Ich glaube darüber ein Urtheil zu haben nach den Ergeb- nissen der Obergutachten über ca. 80 Frakturkranke, welche mir im Laufe des Jahres seitens der Berufsgenossenschaften zugewiesen werden. Die bisherige Behandlung eines Knöchelbruchs wurde etwa nach folgendem Schema geleitet. Das verletzte Bein wurde in eine Lade gelegt — entweder improvi- sirt aus Sandsäcken, zusammengerollten Kissen, Decken u. dgl., oder in eine Hei sterische Lade, wo eine solche zur Verfügung stand; auf die Bruchstellen kamen Eisblasen zu liegen. Man wartete 6—8 Tage, bis die Schwellung gefallen war und legte dann einen Dupuytren’schen Schie- nenverband oder einen Gipsverband in adducirter Stellung an. Dieser blieb 4—6 Wochen liegen. Nach dieser Zeit wurde der Verband abge- nommen und mit Bädern, Massage, positiven Bewegungen begonnen. Nach abermals 4—5 Wochen, im Ganzen also ca. 10 Wochen nach der Verletzung, war der Patient wieder im Stande, meist hinkend, seiner Be- schäftigung nachzugehen. Doch sind mir öfters Verletzte zur Nachunter- suchung vorgestellt worden, welche — ohne Deformität — noch nach einem halben Jahre zweifellos erwerbsunfähig waren, wegen Steifigkeit der Gelenke und Atrophie der Muskulatur. Diese Art des Vorgehens lässt an mehreren Punkten der Kritik Spielraum und bietet die Ge- legenheit zu verbessernden Vorschlägen.