Der Hypnotismus : Handbuch der Lehre von der Hypnose und der Suggestion mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für Medicin und Rechtspflege / von L. Loewenfeld.

  • Löwenfeld, L. (Leopold), 1847-1924.
Date:
1901
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Credit: Der Hypnotismus : Handbuch der Lehre von der Hypnose und der Suggestion mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für Medicin und Rechtspflege / von L. Loewenfeld. Source: Wellcome Collection.

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    Auch die sogenannten politischen Ideale der Völker, d. h. jene Ideen, welche für ihr politisches Verhalten nach innen und aussen von mächtigstem Einflüsse sind, die Ideen der Freiheit, politischen Unabhängigkeit, der nationalen Würde etc., sind bei näherer Be- trachtung lediglich von intensiven Gefühlen begleitete Suggestionen, die zu irgend einer Zeit den Völkern eingepflanzt wurden und allmählich den Charakter unveränderlicher Autosuggestionen ange- nommen haben. Es sind z. B. gewiss nicht kühle, logische Er- wäeruneen, was das kleine Burenvolk in jüngster Zeit zu dem ihm den Untergang bereitenden Kampf mit England ermuthigt hat; die Idee der politischen Unabhängigkeit konnte das Volk nur dadurch zu dem ihm verhängnisvollen Kampfe begeistern, dass sie gänzlich unbeeinflusst von irgend welchen logischen Gegenvorstellungen blieb, d. h. den Charakter und damit auch die impulsive Kraft der Suggestion annahm. Man sollte bei der derzeitigen Höhe der Kultur der europäi- schen Staaten und dem mächtigen Einflüsse, den von Kussland und der Türkei abgesehen, die Völker selbst auf die Leitung ihrer politischen Angelegenheiten ausüben, annehmen, dass wenigstens für die Politik der Grossmächte lediglich kühle Erwägungen ihrer verschiedenartigen materiellen Interessen bestimmend seien, und doch zeigt sich bei näherer Betrachtung der politischen Beziehungen der Mächte zu einander, dass nicht die Erwägung ihrer materiellen Interessen allein ihr politisches Verhalten regelt, ja nicht einmal den ausschlaggebenden Factor für dasselbe bildet, sondern, dass ganz Europa unter der Wirkung einer Suggestion steht, die zunächst allerdings nur unsere französischen Nachbarn beherrscht. Die Gloiresuggestiv-Idee. die unter dem ersten wie dem zweiten Kaiser- reiche den französischen Volksgeist berauschte und von traurigen inneren Verhältnissen ablenkte, konnte den Ereignissen der Jahre 1870/71 gegenüber nicht Stand halten. Sie schwand jedoch nicht spurlos, sondern wurde durch eine analoge Idee ersetzt, die Hoff- nung auf künftige Wiederherstellung der geschädigten Gloire durch einen neuen Krieg, i. e. die Revancheidee. Diese Idee, ursprünglich durch das Gefühl des schwerverletzten Nationalstolzes suggerirt. wäre vielleicht im Laufe der Zeit mehr und mehr zurückgetreten, wenn sie nicht durch fanatische Hohlköpfe immer wieder angefacht