Der Hypnotismus : Handbuch der Lehre von der Hypnose und der Suggestion mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für Medicin und Rechtspflege / von L. Loewenfeld.

  • Löwenfeld, L. (Leopold), 1847-1924.
Date:
1901
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Credit: Der Hypnotismus : Handbuch der Lehre von der Hypnose und der Suggestion mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für Medicin und Rechtspflege / von L. Loewenfeld. Source: Wellcome Collection.

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    stützten, wurden von den gnostischen Sekten in Aegypten im 2. Jahrhundert n. Chr. Schliessen der Augen und Streichungen zur Erzeugung von Hypnosen verwendet, die sie zu Wahrsage- zwecken ausnützten. Die Anweisungen für die betreffenden Proceduren finden sich, eingeschachtelt in einem mystischen Formel- kram, in den in dem erwähnten Papyrus enthaltenen Vorschriften für das ,Befragen des Gefässes*, ein Verfahren, das dazu dienen sollte, mittelst eines Gefässes, gewöhnlich einer metallenen oder thönernen Lampe, und eines Mediums von Göttern und Dämonen auf bestimmte Fragen Antwort zu erhalten. Als Medium diente gewöhnlich ein Knabe, welcher durch den Fragenden eingeschläfert wurde; während derselbe sich im hypnotischen Zustande befand. wurden ihm die zu beantwortenden Fragen von dem Hypnotiseur vorgelegt, und nach dem Erwecken hatte er über das zu berichten, was er im Schlafe hallucinatorisch gesehen und gehört hatte. Dies wurde als die von göttlicher oder dämonischer Seite ertheilte Auskunft erachtet. Brugsch-Pascha ist der Anschauung, dass die Kennt- nis hypnotischer Zustände, welche die Aegypter in den ersten Jahr- hunderten n. Chr. besassen, ein Erbtheil viel älterer Epochen bildete. Von manchen Seiten wurde auch der Zustand, in welchem die delphischen Pythien und die Sibyllen des Alterthums ihre Orakel- aussprüche ertheilten, als hypnotischer Somnambulismus betrachtet. Die Pythien und Sibyllen besassen nach dieser Auffassung als Somnambule die Gabe des zeitlichen Fernsehens, die auch manche Somnambule in neuerer Zeit gezeigt haben sollen. VonRegnier wird diese Annahme nachdrücklich bekämpft; nach diesem Autor charakterisirt sich der Zustand, in welchem sich die Pythia zum Behufe der Orakelertheilung nach verschiedenen anderen Vor- bereitungen durch das Kauen von Lorbeerblättern und die der heiligen Quelle entströmenden Dünste versetzte, lediglich als wohl- entwickelter hysterischer Anfall. Die Sibyllen der Römer waren ebenfalls hysterische Weiber und deren Prophezeiungsanfälle nach Regnier hysterische Krisen. Für die Beurtheilung des Zustandes der delphischen Pythien können die ihnen vielfach zugeschriebenen prophetischen Leistungen nicht in Betracht kommen. Es ist bekannt, dass der Text der einzelnen, oft recht be- merkenswerthen Orakelsprüche von den delphischen Priestern