Der heutige Stand der Skoliosenbehandlung / von Oskar Vulpius.

Vulpius, Oscar, 1867-1936.

Date:: 1900

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Credit: Der heutige Stand der Skoliosenbehandlung / von Oskar Vulpius. Source: Wellcome Collection.

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angezeigt. Bei schweren Skoliosen Erwachsener, wo die Schmerzen die Indikation für das Stützkorsett abgeben, muss dasselbe dauernd getragen werden. Um seine volle Wirksamkeit entfalten zu können und keinen Schaden zuzufügen, muss das Skoliosenkorsett mit vorzüglicher Technik hergestellt werden. Auf letztere hier etwas ausführlicher einzugehen, erscheint schon deshalb geboten, weil der praktische Arzt wenigstens die Möglichkeit haben soll, die Güte, den Wert des von ihm angeratenen Apparates zu beurteilen. Wir verwenden heutigen Tages zwei Korsetttypen, das starre Korsett und das Stoff-Stahl-Korsett. Um das starre Korsett herzustellen, bedürfen wir zunächst eines Modelles. Dieses gewinnen wir durch einen Gipsverband, den wir am suspendierten Patienten anlegen, nach dem Erhärten auf einem Zinkstreifen vorne aufschneiden, abnehmen und aus¬ giessen. Das so erhaltene Gipspositiv bedarf nun einer Reihe von % Veränderungen, die teils den Zweck haben, lästigen Druck zu vermeiden, teils die durch Suspension entstandenen Formstör¬ ungen zu beseitigen, teils eine Korrektur der Deformität zu erhalten. Dem erstgenannten Postulat entsprechen Gipsauftragungen an den Hüftkämmen, welch letztere vor Anlegung des Gipsver¬ bandes auf die Haut mit abfärbendem Blaustift angezeichnet werden, ferner am Magen, an den Brüsten. Den an zweiter Stelle genannten Zweck erfüllen Aushöhlung der Lendengegend, Abtrag¬ ung der Muskelwülste entsprechend der hinteren Achselwand. Drittens wird der Rippen- resp. Lendenbuckel abgetragen, je nach Lage und Beweglichkeit des einzelnen Falles mehr oder weniger, an der konkaven Seite wird entsprechend eine Gips¬ auflage gemacht. Schliesslich haben wir nun den Gipstorso vor uns, dessen richtige Herstellung Sache der Erfahrung und ausschlaggebend für die Güte des Korsetts ist, das nun auf ihm gewalkt wird. Als Material muss ein Stoff dienen, der sich weich ver¬ arbeiten lässt, sich sehr exakt anschmiegt, dann sehr fest und formbeständig ist, der von Feuchtigkeit nicht allzu leicht an¬ gegriffen wird, kein grosses Gewicht besitzt. Diesen Forderungen genügt der früher viel gebrauchte Gips ebenso wenig, wie der plastische Filz. Es kommen heute wesent¬ lich drei Materialien in Betracht, die Cellulose, die Hornhaut, das Aceton-Celluloid. 3